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impressum - KOPS - Universität Konstanz

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BEITRÄGE ZUR FREMDSPRACHENVERMITTLUNG 31 (1997), 111-117<br />

trotz aller Entwicklungshilfe sich weiter öffnenden Schere zwischen Arm und Reich<br />

bzw. zwischen Nord und Süd einerseits und der ideologisch belasteten englischen<br />

Sprache als einzigem Verständigungsmittel in diesem Prozeß andererseits. Es<br />

werden Zweifel darüber laut, ob das Englische auf dem Weg zur Modernisierung<br />

dieser Länder einen gewinnbringenden Bonus darstelle oder ob es als einzige<br />

globale lingua franca eher das sich heimlich ausbreitende Krebsgeschwür der<br />

Moderne sei (Phillipson 1992: 11).<br />

Realistische Einschätzungen der weltweiten Schwerpunktverschiebungen in den<br />

nächsten Jahrzehnten gehen davon aus, daß China, dessen wachsende Rolle auch<br />

Ignaz Bender umtreibt, schon im Jahre 2010 drittgrößte Macht sein werde und im<br />

Jahre 2030 gar die allergrößte. Jetzt schon ist der asiatische Wirtschaftsraum die<br />

unangefochten vornliegende Wachstumsregion der Welt (Asean-Länder 7,9%,<br />

China 9,9%, Südkorea 10,0%, Japan aber nur 0,5% gegenüber EU 2,6%; nach<br />

F.A.Z., 4.3.1996, S.2). Die Verschiebung der Entwicklungsschwerpunkte nach Osten<br />

- von den USA aus gesehen nach Westen - in den pazifischen Raum führt die in den<br />

G 7 zusammengefaßten Nationen zu verstärkten Aktivitäten in diesem Raum. In<br />

diesem Zusammenhang ist auch Benders "Sprachenpakt" zu sehen: Es geht wie<br />

immer um die Wahrnehmung politischer, wirtschaftlicher und kultureller Interessen<br />

durch die entwickelten Länder in den sog. Schwellenländern.<br />

4. Global Village vs. Global Cities<br />

Anfang März 1996 fand denn auch eine Zusammenkunft zwischen EU-Vertretern<br />

und der in der Asean zusammengefaßten Staaten (und China und Japan) statt. Es<br />

wurde schnell deutlich, daß in Anbetracht der Wachstumsraten dieses<br />

Wirtschaftsraums Europa wirtschaftlich nur eine Chance hat, wenn es mehr<br />

Gemeinsamkeiten im Inneren entwickelt, die es den Europäern ermöglichen, es mit<br />

der ungeheueren Motivation der Asiaten in Sachen Aus- und Weiterbildung und<br />

Innovationen betreffend aufzunehmen. So haben erst kürzlich alle japanischen<br />

Automobilhersteller beschlossen, zwecks abermaliger Kostensenkung ein gemeinsames<br />

Entwicklungszentrum zu gründen. Was die europäische Automobilindustrie<br />

angeht, so ist sie von einem gemeinsamen Entwicklungszentrum noch weit entfernt,<br />

doch Einzelteile werden für viele Marken schon europaweit gemeinsam hergestellt.<br />

Dennoch setzt, um nur ein Beispiel zu nennen, die neuerliche Unfähigkeit der europäischen<br />

Außenminister, den Streit zwischen Griechen und Türken, um eine öde,<br />

unbewohnte Felseninsel in der östlichen Ägäis beizulegen, die lange Kette von<br />

Unzulänglichkeiten, Fehleinschätzungen und selbstverschuldeten Lähmungen in der<br />

europäischen Außenpolitik fort. Diese Unzulänglichkeiten auf dem Weg zum<br />

weiteren Ausbau der Europäischen Union sind jedoch kein Grund, wie Ignaz Bender<br />

in den Protektionismus eines Sprachenpaktes zu verfallen, der eine moderne Form<br />

des Imperialismus ist. Zum einen würden die Dritte-Welt-Länder diesen<br />

Sprachimperialismus durchschauen und ablehnen. Zum anderen verhindert dieser<br />

als der Ermöglicher von Kommunikation getarnte Protektionismus westlicher Werte<br />

geradezu den "echten" Dialog zwischen den Kulturen.<br />

Der Weltmarkt ist eben nicht ortlos. Räume spielen eben doch eine Rolle, wie schon<br />

der bekannte Harvard-Professor für Internationale Beziehungen Samuel P.<br />

Huntingdon nachwies. Er stellte die These auf, daß die beständige Verleugnung<br />

kultureller Partikularismen im Namen eines imaginären globalen Universalismus der<br />

Werte und Einstellungen gerade zur Konfrontation der Zivilisationen führen und

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