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impressum - KOPS - Universität Konstanz

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BEITRÄGE ZUR FREMDSPRACHENVERMITTLUNG 31 (1997), 111-117<br />

ZWEISPRACHIGKEIT HOCH ZWEI<br />

Eine Replik auf Ignaz Benders Sprachenpakt-Konzept<br />

Diemo Marx<br />

Anm. d. Red.: Im letzten Heft dieser Zeitschrift wurde unter dem Titel „Wenn alle<br />

Welt Englisch lernt, dann sollten auch die englischen Muttersprachler eine Fremdsprache<br />

erlernen“ ein Interview abgedruckt, in dem Ignaz Bender, Kanzler der <strong>Universität</strong><br />

Trier, seine Vorstellungen eines sog. „Sprachenpakts“ darlegte. 1 Um eine<br />

kritische Analyse dieses Vorschlags, insbesondere der auf diese Weise verfestigten<br />

Prädominanz des Englischen, geht es nun Diemo Marx in dem folgenden Beitrag.<br />

Inhalt:<br />

1. Einsprachigkeit und Zweisprachigkeit vs. Mehrsprachigkeit<br />

2. Die Verlockung des Global Village<br />

3. Sprachenpolitische Konsequenzen der Globalisierung<br />

4. Global Village vs. Global Cities<br />

5. Mehrsprachigkeit und Sprachprestige<br />

6. Fazit<br />

1. Einsprachigkeit und Zweisprachigkeit vs. Mehrsprachigkeit<br />

Jedem weltgewandten Deutschen ist die folgende Situation hinlänglich bekannt:<br />

Ihm, der sich auf den Straßen der Welt auskennt, begegnet auf der Düsseldorfer Kö<br />

ein weltläufiger amerikanischer Geschäftsmann und fragt ihn auf Englisch nach dem<br />

Weg. Hochbeglückt gibt jener bereitwillig Auskunft: selbstverständlich auf Englisch.<br />

Jedem Frankreich-Touristen ist die folgende Situation hinlänglich bekannt: Ihm, der<br />

sich mit französischer Kultur und Sprache zumindest rudimentär befaßt hat und also<br />

versucht, sich auf Französisch zu verständigen, wird von der Angestellten in jedem<br />

Laden und an jedem Schalter in den touristischen Hochburgen kategorisch beschieden:<br />

ich habe Dich als Touristen erkannt und deshalb spreche ich automatisch<br />

Englisch mit Dir.<br />

Dieses Verhalten ist m.E. die Folge eines bestimmten, in der Sozialisation erlernten<br />

Zugangs zum Fremden: der Amerikaner erwartet einfach von seinem Ansprechpartner,<br />

daß dieser wie er als Weltbürger die Weltsprache Englisch als selbstverständliches<br />

Verständigungsmittel beherrscht. Eine zwischenmenschliche Dimension<br />

kommt nicht in Betracht. Ähnlich im zweiten Fall: Meine Muttersprache enthalte ich<br />

Dir vor, denn Du interessierst mich nicht als Mensch, sondern nur als Kunde. Zur<br />

Wahrung der Distanz zum Kunden kommt das Englische gerade recht. In jedem Fall<br />

wird das Gegenüber instrumentalisiert.<br />

Ignaz Bender weiß als Tourist Ähnliches aus der Mongolei oder aus China zu<br />

berichten. Wenn er als international gefragter Wissenschaftler schließlich seine<br />

Forschungsergebnisse auf internationalen Kongressen und in international beach-<br />

1 Vgl. Beiträge zur Fremdsprachenvermittlung 30 (1996), 104-109.<br />

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