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impressum - KOPS - Universität Konstanz

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BEITRÄGE ZUR FREMDSPRACHENVERMITTLUNG 31 (1997), 111-117<br />

teten Fachzeitschriften wegen der größeren Verbreitung lieber auf Englisch vorträgt,<br />

ist ihm nur zuzustimmen. Aus diesen kosmopolitischen Erfahrungen leitet er ein<br />

Sprachenkonzept ab, das auf einer weltweiten Vereinbarung zwischen anglophonen<br />

Ländern und nicht anglophonen Ländern beruht, nach der sich die anglophonen<br />

Länder verpflichten, ebenfalls eine Fremdsprache zu lehren, weil alle Welt deren<br />

Muttersprache, d.i. Englisch, als lingua franca ohne Pakt schon benutzt. Das ist<br />

nichts anderes als ein weiterer Versuch, die aufgrund der wachsenden Globalisierung<br />

immer weiter zunehmende Zweisprachigkeit (Muttersprache + Englisch)<br />

durch die erst noch selbst einzulösende Verpflichtung der englischen Muttersprachler<br />

zu legitimieren, auch eine Fremdsprache zu lernen (Muttersprache<br />

Englisch + 1 Fremdsprache; welche, läßt er im Unklaren - s.u.) .<br />

Das nenne ich Zweisprachigkeit hoch zwei. Doch Zweisprachigkeit mit Zweisprachigkeit<br />

"multipliziert" führt eben nicht zur Mehrsprachigkeit, die in der Europäischen<br />

Union politisch verankert ist, sondern verharrt im dualen Denken des<br />

Chorismus von Subjekt und Objekt, d.h. in der Haltung, nach der für sich und unter<br />

Seinesgleichen die Mutter- und Landessprache, für die anderen und Fremden aber<br />

die lingua franca Anwendung findet. Begegnung und Austausch mit dem Ziel des<br />

Verstehens des Anderen finden eben nicht statt. Genau das aber führt Ignaz Bender<br />

als Hauptargument für seinen Sprachenpakt an:<br />

"Mit Englisch können sich viele Menschen in einer lingua franca verständigen. Das<br />

ist ein Riesengewinn. Wenn sich alle an einem Tisch verständigen können, hat das<br />

eine wichtige friedensstiftende Rolle! [...] Ohne lingua franca ist ein friedliches<br />

Zusammenleben auf diesem Planeten nicht zu erreichen." (S.109)<br />

2. Die Verlockungen des Global Village<br />

Der eine Hauptfehler in seinem Denkansatz liegt in der mangelnden Unterscheidung<br />

der verschiedenen Verwendungsarten von Sprache. Wie im Beispiel des deutschen<br />

Frankreichtouristen anklingt, versucht er, sich des Französischen zu bedienen, um<br />

vitale Bedürfnisse zu befriedigen. Ebenso wie dem Flugzeugkapitän, der mit dem<br />

nächsten Tower auf Englisch Kontakt aufnimmt, ist ihm an zwischenmenschlichen<br />

Beziehungen nicht gelegen: wir sprechen hier vom operationalen Gebrauch der<br />

Sprache, im Falle des Flugkapitäns auch von einer Verständigung in Englisch als<br />

Verkehrssprache.<br />

Der Wissenschaftler, der sich auf einem internationalen Fachkongreß oder in einer<br />

international verbreiteten Fachzeitschrift äußert, bedient sich des Englischen<br />

zwecks Metakommunikation über einen wissenschaftlichen Gegenstand, der<br />

unabhängig von der gegebenen Situation und unabhängig von der sprachlichen<br />

Form ein Element der Forschung in der betreffenden wissenschaftlichen Disziplin<br />

ist. In den genannten Bereichen hat sich das Englische weltweit durchgesetzt und<br />

es bedarf keiner weiteren Rechtfertigung, sich des Englischen in diesen Bereichen<br />

zu bedienen. Die Marktgesetze der Wirtschaft entscheiden über die Verbreitung des<br />

am meisten gebrauchten Idioms, wie schon Florian Coulmas nachgewiesen hat. 2<br />

Ignaz Bender steht mit seinem Vorschlag eines globalen Sprachenpaktes in der<br />

Reihe derer, die die Globalisierung der Märkte als Auflösung nationaler und urbaner<br />

Grenzen verstehen. Es heißt, Raum spiele auf den neuen Weltmärkten keine Rolle<br />

mehr: in der Beliebigkeit des Global Village sei alles ortlos. Dieser Prozeß werde<br />

2 Coulmas, F. (1992): Die Wirtschaft mit der Sprache. Frankfurt/M.

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