impressum - KOPS - Universität Konstanz
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3.3. Was unterscheidet die Rezension von verwandten Textsorten? - Differentia<br />
specifica<br />
Die Meldung ist eine Mitteilung darüber, was sich wo und wann mit oder durch wen<br />
ereignet hat oder ereignen wird. So wird im Kulturjournalismus beispielsweise<br />
gemeldet, daß der Künstler K von der Institution I den P-Preis verliehen bekommen<br />
hat oder daß die Stadt S dem Theater T den Zuschuß um die Geldsumme G gekürzt<br />
hat. Die Ankündigung ist eine Meldung zu einem bevorstehenden Ereignis; meistens<br />
zu einer kulturellen Veranstaltung: einem Konzert, einer Theateraufführung, einer<br />
Lesung, einer Filmvorführung etc., oft aber auch zu anderen Ereignistypen wie einer<br />
Preisverleihung. Zuweilen ist der Unterschied sehr fein: So wird gemeldet, daß der<br />
Musiker M seine Teilnahme am Konzert K wegen Krankheit abgesagt hat, aber<br />
angekündigt, daß das Konzert K ohne den Musiker M stattfinden wird.<br />
Ankündigungen sind also Spezifizierungen von Meldungen. Konstitutiv ist die<br />
temporale Restriktion, daß das Gemeldete in der Zukunft liegt. 6 Sie unterscheiden<br />
sich wie alle Meldungen von anderen Textsorten durch eine Restriktion der<br />
funktionalen Bausteine: Komplexe Formen kommen nicht vor. Konstitutiv sind<br />
elementare Handlungen: das Nennen (von Künstler, Kultursparte, Titel der<br />
Veranstaltung, Ort und Zeit), bei ausreichendem Platz auch kurze Inhaltsangaben<br />
(wie der zweite Absatz in T1), Kennzeichnungen oder Kurz-Einordnungen von<br />
Personen („der Maler X Y wird zu den Neuen Wilden gerechnet“) und auch Kurz-<br />
Deutungen (wie der letzte Satz in T1). Nicht konstitutiv, aber typisch ist, daß der<br />
Aufbau fast immer streng nachrichtlich ist und daß im Unterschied zu Meldungen im<br />
Ressort Politik viele Ankündigungen kultureller Veranstaltungen sprachlich originell<br />
sind (hier sind Elemente der „weichen Nachricht“ aufgenommen, vgl. Lüger 1995:<br />
103-108).<br />
Der Tip ist im einfachsten Fall kurz wie die Ankündigung, enthält jedoch neben informierenden<br />
auch wertende Bausteine und nennt oft mögliche Adressaten. Die<br />
Kürze schließt mehr als eine komplexe Handlung des Rezensierens aus. Das gilt<br />
auch für etwas längere Tips. Der Prototyp ist auf die einfachen Informations- und<br />
Bewertungsbausteine beschränkt, während in der Kurzrezension alle in 2.3<br />
genannten Handlungen vertreten sein können. Damit ist eine sinnvolle<br />
Unterscheidung für die Analysepraxis getroffen. Der redaktionelle Sprachgebrauch<br />
allerdings ist sehr viel ungenauer. Nach den Eigenkennzeichnungen der Medien<br />
(z.B. in Rubriktiteln) zählen auch Kurzrezensionen als Tips, sofern sie vor dem<br />
Kultureignis bzw. der möglichen Rezeption durch die Adressaten erscheinen. „Tip“ in<br />
6 Theoretisch wären auch Meldungen über den Vollzug eines kulturellen<br />
Ereignisses möglich. Sie kommen jedoch nie vor, weil sie funktionslos wären.<br />
Die Meldung, daß der Musiker am Vortag ein Konzert gegeben hat, hätte<br />
allenfalls parodistischen Sinn.<br />
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