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impressum - KOPS - Universität Konstanz

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BEITRÄGE ZUR FREMDSPRACHENVERMITTLUNG 31 (1997), 33-77<br />

- eine gefüllte Pause ("eh")<br />

- eine kurze stille Pause<br />

- die Ungeduld bekundende Interjektion "oh"<br />

- die an sich selbst gerichtete formelhafte Frage "was waren das noch?"<br />

- und die anschließende kurze stille Pause.<br />

Das Zusammenspiel verschiedener redeverzögernder Mittel läßt Maria die kritische<br />

Stelle im Formulierungsprozeß überstehen. Mit "käseschachtel" wird die begonnene<br />

Konstruktion "das war noch" zu Ende gebracht, die Überbrückungsmittel führen<br />

allerdings dazu, daß der Artikel ausgelassen wird. Es sind aber gerade die<br />

Verzögerungsmittel, insbesondere die gesprächsspezifische Formel, die die kleine<br />

syntaktische Ungenauigkeit nicht in Erscheinung treten lassen.<br />

Das Beispiel zeigt, daß die Sprecherin trotz sich offenbarender Formulierungsschwierigkeiten<br />

in der Lage ist weiterzusprechen. Vor allem der Rückgriff auf<br />

vorgefertigtes Sprachmaterial ermöglicht es, den Sprecherbeitrag fortzuführen und<br />

sich die erforderliche Planungszeit zu verschaffen.<br />

Beispiel 11: Kindersprache 50 (Aynur 10/83) (vgl. Beispiel 8)<br />

033 a nein nur die italiener die spielen richtig die lassens die gegen<br />

034 de rummenigge spielt eh also zum beispiel sagen wir ++ japan<br />

035 japan da da sa sagen se eh: du kriegst<br />

036 i hm<br />

best.<br />

037 t japan spielt doch garnit<br />

038 a ach is doch egal sagen se du kriegst auch geld von uns (...)<br />

Verständlich wird das zitierte Textstück (das ganze Gespräch hat "Fußball" zum<br />

Thema, und zwar die Qualifikation zur Europameisterschaft 1984) erst vor dem<br />

Hintergrund, daß Aynur (a) - sich auf ihren Lehrer berufend - auszuführen versucht,<br />

daß Fußballspieler sich bestechen lassen. Diesen Gedanken entwickelt Aynur,<br />

beginnend mit dem zitierten Ausschnitt, exemplarisch weiter, wobei unklar bleibt, ob<br />

sie sich auch dabei auf Äußerungen des Lehrers bezieht oder ob sie ihre eigenen<br />

Gedanken artikuliert. Aynurs Äußerungen deuten auf erhebliche Formulierungsprobleme<br />

hin. Nach einer Reihe von Anakoluthen wird erkennbar, daß ein grundlegender<br />

Neuansatz geplant ist. Darauf bereitet den Hörer eine Folge von überwiegend<br />

lexikalischen Signalen vor, die<br />

a) der Sprecherin als Verzögerungssignale dienen und ihr die erforderliche Planungszeit<br />

sichern,<br />

b) den Hörern zu verstehen geben, daß zum einen die bisherigen Ansätze abgebrochen<br />

werden und daß zum anderen die folgenden Äußerungen exemplifizierenden<br />

Charakter haben.<br />

Diese Aufgaben übernehmen die lexikalischen Signale, nämlich<br />

- das Gliederungs- und Korrektursignal "also"<br />

- die Formel "zum beispiel"<br />

- und die Formel "sagen wir",<br />

die wie die gefüllte und die etwa zweisekündige stille Pause, von denen sie umrahmt<br />

werden, auch im Zeichen des Zeitgewinns stehen. Die Äußerungskette ist für die<br />

Dauer der fünf Verzögerungsmittel nicht auf den Transport von Inhalten hin angelegt,<br />

sondern die "Pausenfüller" übermitteln die gesprächsorganisatorische Information,<br />

daß der Sprecherbeitrag fortgeführt wird, die Sprecherin aber noch<br />

Planungszeit benötigt, und die themenorganisatorische Information, daß das<br />

Folgende als exemplarische Ausführung zu verstehen ist. Am Ende der Verzö-<br />

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