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impressum - KOPS - Universität Konstanz

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Erwartungsschemas" spricht, der sehr unterschiedlich sein kann. Dolitsky (1986)<br />

betont auch, daß es in der Regel nicht zu einer Skript-Überlappung komme, da auf<br />

das zweite Skript (wenn man es schon so nennen will) nur angespielt werde. Die<br />

Hörer/innen müssen dies selbst aktivieren. Anspielungen sind im Humor zentral.<br />

Auch auf diese Kritik an Raskins Buch geht Attardo nicht ein.<br />

Attardo geht einerseits mit Victor Raskin davon aus, daß im Humor die Griceschen<br />

Maximen der Kooperation verletzt werden und konzediert andererseits, daß aber<br />

doch Sinn im Unsinn hergestellt werden könne, die Sprecher/innen somit<br />

kooperieren. In den meisten Witzen wird von den Hörenden selbstständig die<br />

Relevanz für das in der Pointe Mitgeteilte konstruiert. Attardo nimmt dies als Beweis<br />

dafür, daß Weiterentwicklungen der Griceschen Theorie, wie z.B. die Relevanz-<br />

Theorie von Sperber und Wilson (1986) das Funktionieren von Witzen erklären<br />

können.<br />

Es ist erfreulich, daß Attardo den Fehler vermeidet, für den Humor-Diskurs Extra-<br />

Maximen anzunehmen. Leider übernimmt er trotzdem von Raskin die<br />

Unterscheidung von Bona-fide-Kommunikation und Non-Bona-Fide-Kommunikation.<br />

Der Hörer müsse zuallererst schließen, daß die humoristische Kommunikation im<br />

Bereich des Non-Bona-Fide liege. Ich sehe hier ein problematisches Verständnis<br />

von Kommunikation am Werk und auch eine falsche Lesart der Griceschen<br />

Maximen, die ja nicht als Handlungsanweisungen zu lesen sind. Die Hauptannahme<br />

des Kooperationsprinzips von Grice besagt: Keine Abweichung von rationaler<br />

Effizienz ohne Grund. Höflichkeitsprinzipien stellen z.B. einen prinzipiellen<br />

Abweichungsgrund dar (Brown/Levinson 1987: 5); witzige Unterhaltungsabsicht<br />

ebenfalls. Sie sind beide omnirelevant. Brown und Levinson argumentieren gegen<br />

Theorien, die für Höflichkeit Extra-Maximen formuliert haben. Ihre Argumentation gilt<br />

auch im Humorbereich. Die Omnirelevanz von Humor und Höflichkeit verleiht ihnen<br />

trotzdem nicht den indizierenden Charakter des Kooperationsprinzips: Höflichkeit<br />

muß kommuniziert werden; ihre Abwesenheit deutet schlicht auf Nicht-Höflichkeit hin<br />

und nicht auf eine Höflichkeit auf einer tieferen Ebene. Die Abwesenheit von Humor<br />

deutet auch auf nichts weiteres hin. Das heißt nicht, daß Unhöflichkeit oder<br />

Humorlosigkeit nichts zum Ausdruck brächten. Der indizierende Charakter der<br />

Abwesenheit von Höflichkeit und Humor ist aber zutiefst kontextverflochten. Er<br />

widersetzt sich der Allgemeingültigkeit einer Implikatur. Inferenzen bzgl. der<br />

Persönlichkeit des unhöflichen oder humorlosen Sprechers werden zwar sehr wohl<br />

gezogen, aber keine solchen, die man Implikaturen nennen sollte.<br />

Attardo (1994: 222) bekennt sich zur gemeinsam mit Raskin entwickelten<br />

"generellen Theorie verbalen Humors" (GTVH), welche über die frühere<br />

semantische Humortheorie von Raskin hinausgehe. Fünf andere Wissensresourcen<br />

wurden Raskins Semantik hinzugefügt; man müsse diese zusätzlich zur<br />

semantischen Script-Opposition abarbeiten, um einen Witz zu generieren. Diese<br />

"knowledge resources" sind: 1. script opposition, 2. the logical mechanism, 3. the<br />

target, 4. the narrative strategy, 5. the language, and 6. the situation. Die<br />

Wissensresource "language" betrifft die Formulierung, Position der Pointe usw. Die<br />

Resource "narrative strategy" betrifft die spez. Textualität (Frage-Antwort,<br />

Erzählung, Gattung usw.) Die Wissensresource "Ziel" dreht sich um die spezielle<br />

Besetzung von Witzzielscheiben. Die Resource "Situation" hat nichts mit der<br />

Situation zu tun, in der der Witz gemacht wird, sondern mit der Situation, die er<br />

thematisch enthält (Polen wechseln eine Glühbirne). Der logische Mechanismus ist<br />

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