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impressum - KOPS - Universität Konstanz

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Es klingt nach einer einfachen Frage: Welchen Textsorten 1 sind die Texte T1-T4<br />

zuzuordnen? Die Antwort jedoch wird vielen schwerfallen. Je nach Muster oder<br />

Präzendenzfall „im Hinterkopf“ erscheint dieser oder jener Text als „Grenzfall“ oder<br />

„Mischtyp“. Zuweilen wird dieses Ungenügen rationalisiert mit einer grundsätzlichen<br />

Ablehnung von Klassifikationen, die „ja doch nur alles in Schubladen stecken“ oder<br />

„in ein Prokrustesbett der Begriffe zwängen“. Andere wiederum werden „richtig“<br />

antworten, können aber auf Nachfrage keine Kriterien ihrer Zuordnungen geben.<br />

Intuition ist eben solipsistisch und genügt allenfalls einem einzelnen. In der<br />

Kommunikation aber müssen die Klassifikationen intersubjektiv nachvollziehbar und<br />

begründbar sein. Das gilt für alle drei Hauptverwendungszusammenhänge: für<br />

redaktionelle Instruktionen („Schreiben Sie darüber eine Rezension!“) oder<br />

Rechtfertigungen („Ich wollte ja gar keine Rezension schreiben, sondern lediglich<br />

einen Tip.“), für Lehr-Lern-Kommunikationen (in Schulen, an <strong>Universität</strong>en, bei der<br />

Volontärsausbildung etc.) und für wissenschaftliche Analysen (bei der<br />

Kategorienbildung für qualitative wie quantitative Untersuchungen). Für diese<br />

Zwecke haben Definitionen den Sinn, einen möglichst verbreiteten und konsistenten<br />

Sprachgebrauch zu beschreiben. Es geht also nicht um sprachpflegerisch oder<br />

anders motivierte Normierungen.<br />

1.2. Forschungsdesiderata<br />

Die vorliegende Literatur hilft bei der Zuordnung der obigen Texte zu Textsorten<br />

wenig. Im Gegensatz zu Tradition und Bedeutung kulturjournalistischer<br />

Beitragsformen steht die wissenschaftliche Beschäftigung mit ihnen. Das gilt vor<br />

allem für die Rezension. Definitionen, Funktionsbeschreibungen und empirische<br />

Befunde finden sich fast nur am Rande, im Zusammenhang mit anderen<br />

journalistischen Textsorten, meistens in wenigen Zeilen abgehandelt. Die Liste der<br />

Forschungsdesiderata ist lang. Reichlich liegen dagegen flott geschriebene<br />

Zeitungsartikel, pointierte Reflexionen von prominenten Rezensenten und<br />

dergleichen vor; schon Zeitschriftenaufsätze sind selten.<br />

Am häufigsten beschrieben sind die Anfänge. Eine kultursparten- und<br />

beitragsformenübergreifende Geschichte des Feuilletonressorts haben zahlreiche<br />

Zeitungskundler bis Mitte des 20. Jahrhunderts gewagt (Eckstein 1876, Kellen 1909,<br />

Meunier 1914, Meunier/Jessen 1931, Haacke 1951-1953). Ihnen sind wichtige<br />

Hinweise auch zur Rezension zu verdanken. Doch sind die Darstellungen<br />

methodisch unzureichend und selbst bereits historisch. Ihre empirische Basis ist zu<br />

1 Ich ziehe den linguistischen Ausdruck „Textsorte“ dem<br />

literaturwissenschaftlichen der „Gattung“ oder des „Genres“ und dem<br />

zeitungskundlichen der „Darstellungs-“ oder „Stilform“ vor, weil der<br />

Theoriezusammenhang ein sprachwissenschaftlicher ist. An einigen Stellen ist<br />

synonym auch von „Beitragsform“ die Rede. Der Ausdruck hat den Vorteil, daß<br />

er auch auf Radio- und Fernsehbeiträge angewendet werden kann, ohne den<br />

Textbegriff zu strapazieren.<br />

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