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impressum - KOPS - Universität Konstanz

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Der Verfechter formal-ästhetischer Kriterien und Normen erwartet, daß ein Film die<br />

spezifischen Möglichkeiten des Mediums voll ausschöpft, daß er in sich schlüssig<br />

und glaubwürdig ist, Übertreibungen und nur Angedeutetes vermeidet, also<br />

„maßvoll“ bleibt, und schließlich, daß der Film im Sinne handwerklicher Perfektion<br />

„gut gemacht“ ist. Er wird dem Neuen zugetan sein, künstlerischen Fortschritt und<br />

Avantgarde sicher befürworten, zumindest aber „bewußte Gestaltung“ einfordern.<br />

Der Liebhaber psychologischer Kriterien und Normen legt ganz andere Bewertungsmaßstäbe<br />

zugrunde. Er beachtet Phänomene wie Vergnügen, Zerstreuung,<br />

Rührung, „Traumreise“, Spannung und Erotik. Wie er sie im Einzelfall bewertet, ob<br />

positiv oder negativ, liegt ganz beim Einzelnen.<br />

Die Befürworter ideologie- und gesellschaftskritischer Kriterien und Normen (meist in<br />

der Tradition von Siegfried Kracauer und Theodor W. Adorno) erwarten, daß der<br />

Film gesellschaftliche, politische und soziale Funktionen übernimmt, daß er<br />

realistisch ist, Klischees vermeidet, vor allem, daß er aufklärt.<br />

Die Verfechter des vierten, des gängigsten Bewertungskriteriums, nämlich ehtischer<br />

Kriterien und Normen, rücken die Forderung nach Humanität und den Respekt vor<br />

dem Zuschauer in den Mittelpunkt ihres Interesses. Der moralische Rigorismus der<br />

50er Jahre, wie er etwa beim Katholischen Filmdienst jener Zeit in Erscheinung<br />

getreten ist, gehört jedoch der Vergangenheit an.<br />

In seiner Schlußbetrachtung „Zur Subjektivität von Kritik und Rezension - ein Fazit“<br />

versucht der Autor, vor dem Hintergrund des bisher Gesagten, zu präzisieren,<br />

inwieweit eine Rezension an objektiven Maßstäben gemessen werden muß, und<br />

inwieweit sie subjektiv bleibt.<br />

Zunächst einmal stellt der Autor fest, daß „Bewertungskriterien und -normen selbst<br />

da auszumachen sind, wo ihre Anwender sie leugnen“. Andererseits gibt es keine<br />

allgemein verbindlichen Kriterien. Aus diesen beiden Tatsachen folgt, daß es „Intersubjektivität“<br />

gibt, worunter der Autor versteht: „Nachvollziehbarkeit und Begründbarkeit<br />

einer Bewertung, gewährleistet durch die Befolgung der journalistischen<br />

Prinzipien Verständlichkeit, Informativität und Transparenz.“ Oder, anders ausgedrückt:<br />

„Subjektiv sind weniger die Kriterien selbst, als vielmehr die Beurteilung<br />

dessen, was als Erfüllung einer bestimmten Norm aufgefaßt wird.“<br />

Es verdient Anerkennung, daß der Verfasser eine Lücke geschlossen hat, indem er<br />

die vor ihm nur unzureichend beschriebene, komplexe Kommunikationsform der<br />

Filmrezension systematisch dargestellt und gegen andere Textsorten abgegrenzt<br />

hat. Nach der Lektüre, die in den ersten Kapiteln („Bausteine“) wegen der<br />

detaillierten, minutiösen Begriffserklärungen und -abgrenzungen Geduld verlangt,<br />

dann aber angenehmer wird, weiß der Leser über das Handwerk des Rezensierens<br />

Bescheid; er wird in Zukunft Filmrezensionen mit anderen Augen lesen, Vieles bei<br />

der Lektüre wahrnehmen, was vorher seiner Aufmerksamkeit entgangen wäre. Sollte<br />

der Leser darüber hinaus die Absicht haben, selbst Filmrezensionen zu schreiben,<br />

müßte ihm das gelingen - vorausgesetzt, er beherzigt alle in dem Buch enthaltenen<br />

Hinweise und Ratschläge.<br />

Den Umschlag des Buches ziert der Kopf eines Mannes, dessen Brille von<br />

Filmspulen verdeckt ist; dahinter sieht man eine größere Anzahl von Personen, die<br />

alle dunkle Brillen tragen - offensichtlich Filmkritiker. Sie alle richten den Blick auf<br />

die gleiche Leinwand, sehen den gleichen Film, doch jeder durch seine Brille; jeder<br />

hat seine Vorstellungen von dem, war er „als Erfüllung einer Norm empfindet und<br />

begreift“ (S.231).<br />

Ganz am Ende bliebe noch das umfangreiche Literaturverzeichnis (Kapitel 7, S. 232<br />

- 245) - es umfaßt 14 volle Seiten! - zu erwähnen - es reicht von Werken über<br />

wissenschaftliche Grundlagen über die Erwähnung journalistischer Handbücher und<br />

Veröffentlichungen zu den Prinzipien des Rezensierens bis hin zu Literatur zu<br />

Filmrezensionen.<br />

Gerhard Schmidt<br />

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