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BEITRÄGE ZUR FREMDSPRACHENVERMITTLUNG 31 (1997), 130-133<br />
Gernot Stegert: Filme rezensieren in Presse, Radio und Fernsehen.<br />
München: TR-Verlagsunion, 1993, 245 S., 19,80 DM.<br />
Der Autor hat sich zum Ziel gesetzt, die schwer zu fassende und bisher wenig<br />
beachtete Textsorte „Filmrezension“ 1 genau zu beschreiben, gegenüber verwandten<br />
Textsorten abzugrenzen, Kriterien für ihre Bestimmung aufzuzeigen, und darüber<br />
hinaus in die Praxis des Rezensierens von Filmen einzuführen. (Er geht davon aus,<br />
daß rezensieren weitgehend erlernbar ist).<br />
Im ersten Teil des Buches „Grundlagen des Rezensierens“ (S. 12 - 56) versucht der<br />
Autor, eine vorläufige Antwort auf die Frage zu geben, was „rezensieren“ überhaupt<br />
ist: „eine öffentliche Kommunikationsform, die definiert ist durch bestimmte funktionale<br />
und formale Bausteine“ (S.12) - von denen im Folgenden noch ausführlich die<br />
Rede sein wird -. Sodann macht er deutlich, daß eine Rezension nur eine der zahlreichen<br />
filmorientierten Beitrags- und Kommunikationsformen wie „Filmankündigung“,<br />
„Filmvorschau“, „Filmtip“, „Filmkolumne“ ist. Um eine Rezension gegen<br />
andere Beitrags- und Kommunikationsformen abzugrenzen, ist es nötig, aufzuzeigen,<br />
welche Funktionen eine Filmrezension übernehmen kann. Das Spektrum reicht<br />
von der Informations- und Servicefunktion über die Kritikfunktion, die Bildungs-,<br />
Sprach- und Meinungsbildungsfunktion bis hin zur Unterhaltungs- und Werbefunktion<br />
und der Profilierungsfunktion, um nur die wichtigsten zu nennen.<br />
Zum Rezensieren gehören aber auch immer Prinzipien - gleich, ob sie einem<br />
Verfasser von Rezensionen bewußt sind, oder nicht. Ihre Gewichtung unterliegt<br />
einem ständigen Wechselspiel zwischen Journalisten und ihrem Hörer-, Leser- oder<br />
Zuschauerkreis. Obligatorische „informationsspezifische Maximen“ sind Wahrheit,<br />
Verständlichkeit, Relevanz, Informativität, Aktualität und Transparenz; dazu kommen<br />
noch die zwar erwünschten, aber nicht unbedingt notwendigen Feuilleton-Prinzipien<br />
Kritik, Stil und Unterhaltung.<br />
Jedes der drei Medien, in denen Filme rezensiert werden, hat seine spezifischen<br />
Präsentationsformen: der Presse steht die Schrift und das Standbild zur Verfügung,<br />
dem Hörfunk das Sprechen, das Geräusch und die Musik (also nur akustische<br />
Mittel), während das Fernsehen über alle genannten hinaus auch noch über das<br />
bewegte Bild verfügt. Es macht jedoch häufig zu wenig von den Möglichkeiten, die<br />
das geschriebene oder gesprochene Wort bietet, Gebrauch, und präsentiert seinen<br />
Zuschauern weitgehend unkommentierte Filmausschnitte; dadurch bleibt es oft<br />
hinter dem, was Presse und Hörfunk tatsächlich bieten, zurück.<br />
Nachdem der Autor die Grundlagen des Rezensierens angesprochen hat, geht er in<br />
Kapitel 2 (S. 57 - 116) auf die „Bausteine einer Filmrezension“ ein. Er unterscheidet<br />
zwischen funktionalen Bausteinen (diese gelten gleichermaßen für Presse, Hörfunk<br />
und Fernsehen) wie informieren, veranschaulichen, orientieren, argumentieren,<br />
bewerten - um nur die Oberbegriffe zu nennen -, und formalen Bausteinen wie Text<br />
und Bild für die Presse, O-Ton und Radiotext im Hörfunk, Filmausschnitt, Off-, und<br />
On-Text im Fernsehen.<br />
Funktionale Bausteine sind die kleinsten Sinneinheiten eines Beitrags. Sie werden<br />
durch Verben wie aufzählen, berichten, erklären, behaupten, loben, kritisieren,<br />
empfehlen, um nur eine kleine Auswahl aus dem langen Register vorzustellen,<br />
charakterisiert. Dabei geht es manchmal um subtile Differenzierungen zwischen<br />
Verben mit fast gleicher Aussage, die nicht in allen Fällen einleuchten. Durch diese<br />
Vielzahl funktionaler Bausteine wird dem Leser vor Augen geführt, daß Rezensionen<br />
1 Filmrezensenten stehen bis heute im Schatten ihrer angeseheneren Kollegen, der Literatur-,<br />
Musik- oder Kunstkritiker.<br />
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