impressum - KOPS - Universität Konstanz
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wie auch sprachlichen Bearbeitung angesetzt werden sollten 4 - es geht um eine<br />
Charakterisierung dessen, was Philosophie heißen kann:<br />
"Nur dem gedankenlosen Tiere scheint sich die Welt und das Dasein von selbst zu<br />
verstehn, dem Menschen hingegen ist sie ein Problem, dessen sogar der Roheste<br />
und Beschränkteste in einzelnen helleren Augenblicken lebhaft innewird, das aber<br />
jedem um so deutlicher und anhaltender ins Bewußtsein tritt, je heller und<br />
besonnener dieses ist, und je mehr Stoff zum Denken er durch Bildung sich<br />
angeeignet hat, welches alles endlich in den zum Philosophieren geeignetsten<br />
Köpfen sich ... zu derjenigen Verwunderung steigert, die das Problem, welches die<br />
edlere Menschheit jeder Zeit und jedes Landes unablässig beschäftigt und ihr keine<br />
Ruhe läßt, in seiner ganzen Größe erfaßt." (Schopenhauer 1992: 15)<br />
Die Arbeit an diesem Text müßte kombiniert werden: Einerseits sollen die<br />
Teilnehmer versuchen, den Inhalt eigenständig bzw. unabhängig von den<br />
Formulierungen der Vorlage und wesentlich einfacher zu verbalisieren. Um das tun<br />
zu können, sind sie andererseits dazu gezwungen, eine syntaktische Analyse<br />
vorzunehmen, die insbesondere in einer Hierarchisierung der einzelnen Teilsätze<br />
sowie dem Auffinden einzelner pronominaler Bezüge besteht. Diese<br />
Vorgehensweise wird ihnen den Umgang mit weiteren Schopenhauer-Texten<br />
wesentlich erleichtern.<br />
Dieses Beispiel sollte repräsentativ für die sprachliche Arbeit stehen. Sicherlich<br />
wären sogar schon damit Aspekte des Sprachwandels thematisierbar, doch sollte<br />
das in einer so komplexen Aufgabenstellung wie der eben dargestellten nicht<br />
enthalten sein, sondern vielmehr quasi ergänzend vom Kursleiter erwähnt werden.<br />
Unter sowohl fachsprachlichen als auch kulturgeschichtlichen Aspekten bietet sich<br />
die Behandlung eines Textabschnitts im Kapitel "Philosophen und<br />
Philosophieprofessoren" an, der die feindliche Gesinnung Schopenhauers<br />
gegenüber seinen zeitgenössischen "Kollegen" verdeutlicht:<br />
"Was die Schreiberei unserer Philosophaster so überaus gedankenarm und dadurch<br />
marternd langweilig macht, ist zwar im letzen Grunde die Armut ihres Geistes,<br />
zunächst aber dieses, daß ihr Vortrag sich durchgängig in höchst abstrakten,<br />
allgemeinen und überaus weiten Begriffen bewegt, daher auch meistens nur in<br />
unbestimmten, schwankenden, verblasenen Ausdrücken einherschreitet. Zu diesem<br />
4 M.E. ist es nicht sinnvoll, in einem studienbegleitenden Sprachkurs der DaF-Oberstufe<br />
vereinfachte und dementsprechend nicht authentische Texte zu bearbeiten. Die Kursteilnehmer<br />
sollen ebenfalls darauf eingestellt werden, mit thematisch komplexen sowie sprachlich<br />
schwierigen Texten umzugehen (vgl. zu diesem Aspekt beispielsweise Wrons-Passmann<br />
(1985: 71), der in Anlehnung an H. Weinrich von einem gesteigerten Lernerfolg spricht, welcher<br />
infolge eines durch den Umgang mit sprachlich schwierigeren Texten hervorgerufenen<br />
"Komplexitätsschocks" erreicht werden kann). Für ein solches Lernziel drängt sich<br />
Schopenhauer geradezu auf.<br />
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