impressum - KOPS - Universität Konstanz
impressum - KOPS - Universität Konstanz
impressum - KOPS - Universität Konstanz
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Vorschlag einer deutschgesinnten Gesellschaft". Das studentische Referat<br />
vertiefend, sollen an einem repräsentativen Abschnitt diverse Aufgaben der<br />
Textarbeit von den Studierenden in Gruppen erledigt werden; sowohl inhaltliche als<br />
auch sprachliche Aspekte wären dabei zu bearbeiten. Textabschnitt und Aufgaben<br />
seien hier zur Verdeutlichung zitiert:<br />
"Wenn man nun mich fragen will, was eigentlich der gemeine Mann sei, so weiß ich<br />
ihn nicht anders zu beschreiben, als daß er diejenigen begreife, deren Gemüt mit<br />
nichts anders als Gedanken ihrer Nahrung eingenommen, die sich niemals höher<br />
schwingen und sowenig sich einbilden können, was die Begierde zu wissen oder die<br />
Gemütslust für ein Ding sei, als ein Taubgeborener von einem herrlichen Konzert zu<br />
urteilen vermag. Diese Leute sind ohne Erregung und Feuer; es scheint, sie seien<br />
zwar aus der Adamischen Erde gemacht, allein der Geist des Lebens sei ihnen nicht<br />
eingeblasen worden. Sie leben in der Welt in den Tag hinein und gehen ihren Schritt<br />
fort wie das Vieh; Historien sind ihnen so gut wie Märlein, die Reisen und<br />
Weltbeschreibungen fechten sie nichts an, daher sie auch die Weisheit und<br />
Regierung Gottes wenig betrachten; sie denken nicht weiter, als sie sehen; man wird<br />
auch sogar finden, daß sie denen Feind seien, so etwas weiter gehen und sich von<br />
diesem Haufen absondern wollen. Kommen solche Leute zusammen, so sind ihre<br />
Unterredungen oft nichts als Verleumdung ihres Nächsten, und ihre Lust ist<br />
viehisches Saufen oder spitzbübisches Kartenspiel. Von diesem dummen Volk sind<br />
alle diejenigen abzusondern, so ein mehr freies Leben führen, die eine Beliebung<br />
[ein Vergnügen] an Historien und Reisen haben, die bisweilen mit einem<br />
annehmlichen Buche sich erquicken, und wenn in einer Gesellschaft ihnen ein<br />
gelehrter und beredter Mann aufstößt, solchen mit besonderer Begierde anhören.<br />
Solche Leute sind gemeiniglich eines weit edleren Gemüts und tugendhafteren<br />
Lebens, sie sind auch dem Gemeinwesen verträglich, sie werden nicht gegen ihre<br />
Obrigkeit toben, noch des Pöbels Gemütsbewegungen folgen, sondern sich gern<br />
von ihren Vorgesetzten weisen lassen; und weil sie weiter hinaus sehen als andere,<br />
so können sie auch jedesmal die schwerliche Zeit, die gemeine Not und die<br />
Vorsorge ihrer Obrigkeit besser beherzigen. [...]<br />
Können wir nun dieser Leute Zahl vermehren, die Lust und Liebe zu Weisheit und<br />
Tugend bei den Deutschen heftiger machen, die Schlafenden erwecken oder auch<br />
diesem reinen Feuer, so sich bereits in vielen trefflichen Gemütern sowohl bei<br />
Standespersonen, als auch sogar bei niedrigen Leuten und nicht weniger bei dem<br />
liebreichen Frauenzimmer als tapferen Männern entzündet, neue und annehmliche<br />
Nahrung verschaffen, so achten wir, dem Vaterland einen der größten Dienste getan<br />
zu haben, deren Privatpersonen fähig sind." (in: Leibniz 1983: 57-59)<br />
Inhaltliche (und "freie") Fragen:<br />
1.) Was ist für Leibniz ein "gemeiner" (hier: "gewöhnlicher") Mensch?<br />
2.) Welche Eigenschaften haben gemäß Leibniz "freiere" Menschen?<br />
3.) Was will Leibniz erreichen; was ist sein Ziel?<br />
4.) Was ist aufklärerisch und was ist anti-aufklärerisch an diesem Text?<br />
Sprachliche Aufgabe:<br />
Finden Sie ältere Sprachformen (Ausdrücke und Satzkonstruktionen), d.h. solche,<br />
die Ihnen "altmodisch" vorkommen, und versuchen Sie, diese Formen zu<br />
"modernisieren".<br />
11