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impressum - KOPS - Universität Konstanz

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2.4. Sonderfall: Platzhalter<br />

42<br />

BEITRÄGE ZUR FREMDSPRACHENVERMITTLUNG 31 (1997), 33-77<br />

Die einfachsten lexikalischen Mittel, Ausdruckslücken aufzufüllen, sind semantisch<br />

leere Platzhalter:<br />

Beispiel 4: Kindersprache 38 (Aynur 8/83)<br />

038 a (...) dann<br />

039 sind sie dort angekommen hat der eh prinz an sein vater ein dings<br />

040 geschrieben ein brief (...)<br />

Beispiel 5: Kindersprache 61 (Aynur 12/83)<br />

093 a (...) der hat de heino gefang da hat eh dings +<br />

095 das blauäuglein de den jungen erlöst (...)<br />

"ein dings" und "dings" markieren kurzfristige Formulierungsflauten, die vom<br />

Sprecher selbst im Anschluß mit den intendierten Ausdrücken überwunden werden.<br />

Der Sprecher verfolgt mit Platzhaltern eine Verzögerungsstrategie, da er seine<br />

Konstruktionen jeweils weiterführen kann und sich Zeit verschafft, die gesuchten<br />

Ausdrücke zu aktivieren. Platzhalter kommen auch zum Einsatz, wenn der Sprecher<br />

weiß, daß ihm das gesuchte Wort nicht zur Verfügung steht; in diesen Fällen folgen<br />

ihnen Umschreibungen, die den Hörer zur Hilfe animieren:<br />

Beispiel 6: Kindersprache 119 (Maria 6/82)<br />

084 g hm un das das sinn doch so dinger wo ma riwwer springe kann<br />

best. rüber<br />

085 un alles so<br />

086 m was? bock?<br />

Neben das Platzhalterelement tritt die Umschreibung des gesuchten Wortes, die<br />

ihrerseits durch den formelhaften Unschärfeindikator "un alles so" als nicht ganz<br />

zufriedenstellendes Formulierungsresultat herausgestellt wird. Der Hörer ist aufgefordert,<br />

das gesuchte Lexem zu aktivieren, wobei der Sprecher mit der Modalpartikel<br />

"doch" an gemeinsam geteilte Wissensbestände appelliert. - Die als Platzhalter verwendeten<br />

Ausdrücke tragen Merkmale routinierten Sprachgebrauchs und erscheinen<br />

als formelhafte Ausdrucksteile: In nahezu allen Fällen liegen einfache Nominalgruppen<br />

vor, mit einer Wortform des Substantivs "Ding" im Zentrum ("das ding", "ein<br />

ding(s)", "so dinger"). Syntaktisch gesehen, besetzt ein Sprecher mit ihnen Satzgliedstellen<br />

und kann so den Redefluß aufrechterhalten und die jeweilige syntaktische<br />

Konstruktion zum Abschluß bringen. Dieser redeorganisatorische Vorteil<br />

verdankt sich dem weitgehend automatisierten Einsatz der "dings"- Konstruktion.<br />

Mitunter bleibt allerdings auch trotz gemeinsamer Klärungsversuche offen, wofür<br />

genau das Platzhalterelement steht: Im Rahmen der in Beispiel 3 erwähnten Wegbeschreibung<br />

bezieht Aynur sich als markanten Orientierungspunkt auf eine als "zoll"<br />

(Kindersprache 29, ZB 055ff.) bezeichnete Stelle. Im weiteren Verlauf löst dieser

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