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BEITRÄGE ZUR FREMDSPRACHENVERMITTLUNG 31 (1997), 126-129<br />
Wolfgang Mieder (Hrsg.): Wise Words. Essays on the Proverb. New<br />
York: Garland Publishing (=Garland folklore casebooks, vol. 6), 1994,<br />
608 S., $75.<br />
Die Sprichwörterforschung erlebte in den letzten Jahrzehnten einen großen<br />
Aufschwung. Davon zeugt die vorliegende Sammlung zwanzig englischsprachiger<br />
Beiträge, die von bekannten Parömiologen und anderen Wissenschaftlern zwischen<br />
1973 und 1993 geschrieben wurden. Wie im ersten Band 1 werden auch in den<br />
Arbeiten dieser Sammlung die verschiedensten Aspekte der modernen<br />
Sprichwortforschung behandelt, so sind linguistische, psychologische, historische<br />
und literarische Artikel enthalten. Der Herausgeber des Bandes, Wolfgang Mieder,<br />
fügt jedem Beitrag eine kurze Einleitung bei, in der er andere Artikel als Anregung<br />
zum weiteren Studium nennt. Am Ende des Bandes werden weitere Quellen<br />
(Bibliographien, Zeitschriften, Sammlungen, Studien) zur Parömiologie empfohlen.<br />
Im ersten Beitrag behandelt Shirley L. Arora theoretische Fragen ("The Perception of<br />
Proverbiality"). Sie sucht nach den Charakteristika der Sprichwörtlichkeit und stellt<br />
fest, daß die Sprichwörter u.a. folgende Merkmale aufweisen: Tradiertheit, hohe<br />
Frequenz und Wiederholung. Es sind bestimmte Besonderheiten im Bereich der<br />
Syntax, Semantik (Parallelismus, Paradoxon, Ironie), Lexik (archaische Wörter) und<br />
Phonetik (Reim, Metrik, Alliteration), die die Sprichwörter von den nichtsprichwörtlichen<br />
Äußerungen abheben. Diese These wird durch Ergebnisse einer<br />
Feldforschung unter Spanisch sprechenden Bewohnern von Los Angeles bestätigt.<br />
Der semiotische Aspekt der Sprichwortforschung wird im Beitrag von Peter Grzybek<br />
hervorgehoben ("Foundations of Semiotic Proverb Study"). Die Suche nach<br />
Definition und Bedeutung der Sprichwörter bestimmen den theoretischen Rahmen.<br />
Mit der historischen Beschreibung der semiotischen Sprichwortforschung will der<br />
Verfasser den Leser auf die kontextuellen Gegebenheiten aufmerksam machen. In<br />
dieser Hinsicht werden drei Merkmale der Sprichwörter (Polyfunktionalität,<br />
Polysemantizität und Heterosituativität) hervorgehoben. Besonders beachtenswert<br />
ist die Schilderung des Dreiersystems der Situationen nach Seitel: die<br />
Interaktionssituation, in der ein Sprichwort tatsächlich geäußert wird; die<br />
Kontextsituation, auf die das Sprichwort sich bezieht und die Sprichwortsituation, die<br />
im Sprichwort selbst enthalten ist. Grzybek diskutiert außerdem die von Permjakov<br />
vertretene These der Modellierbarkeit der Sprichwörter und beschreibt das<br />
Klassifikationssystem nach verschiedenen Situationstypen.<br />
Vier Beiträge befassen sich mit linguistischen Aspekten von Sprichwörter. David<br />
Cram ("The Linguistic Status of the Proverb") betrachtet Sprichwörter als Einheiten,<br />
die ein logisches System bilden. Er analysiert sie wie Idiome als lexikalische<br />
Einheiten. Nach einer kurzen Beschreibung der Idiomatizität unterscheidet er<br />
zwischen idiomatischen und nicht-idiomatischen Sprichwörtern. Sprichwörter seien<br />
spezielle zitierte Sätze und könnten im Rahmen der Sprechakttheorie als<br />
Sprechakte aufgefaßt werden. Die Gegenüberstellung von sprichwörtlichen und<br />
1 Auf eine ähnliche Sammlung von früheren parömiologischen Arbeiten (Mieder, W./Dundes, A. (Hrsg.) 1981:<br />
The Wisdom of Many. Essays on the Proverb.) ist hier noch hinzuweisen, die als erster Band der Reihe<br />
„Garland folklore casebooks" erschienen ist.