impressum - KOPS - Universität Konstanz
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BEITRÄGE ZUR FREMDSPRACHENVERMITTLUNG 31 (1997), 33-77<br />
Orientierungspunkt einen längeren Austausch aus über die Richtigkeit der<br />
Wortwahl. Der Hörer Stefan fordert mit seiner Frage<br />
"was issen das für ne fürn zoll?" (Kindersprache 32, ZB 114)<br />
eine genauere Beschreibung der fraglichen Stelle ein und bewirkt, daß Aynur die<br />
ursprüngliche Bezeichnung zurücknimmt:<br />
"das is garkän zoll" (ebd., ZB 116).<br />
Im Fokus des Interesses steht jetzt nicht mehr der Fortgang der Schulwegbeschreibung,<br />
sondern die gemeinsame Verständigung über die vermeintliche "zoll"-<br />
Stelle. Aynurs weitere Beschreibungsansätze münden in die abschließende Feststellung<br />
"wä:ß a:ch nit wä:ß nit ob das es zoll is oder was +" (Kindersprache 33, ZB 136),<br />
an die sich eine Erklärung anschließt für die Wahl des Lexems "zoll", gefolgt von<br />
einer (weiteren) Umschreibung:<br />
"sieht awwer so aus sie hann so e dings + ob ma vorbeidarf oder nit" (ebd., ZB 138).<br />
Die vage Umschreibung gewinnt erst durch das Präzisierungsangebot von Stefan<br />
"so ne schranke?" (ebd., ZB 139),<br />
das von Aynur unmittelbar anschließend bestätigt wird, an Klarheit. Stefans<br />
Vermutung, daß es sich um eine Firmeneinfahrt handelt, wird von Aynur ebenfalls<br />
bestätigt:<br />
"vielleicht das si da s eine große firma" (ebd., ZB 143).<br />
Auffällig an dieser Textstelle ist<br />
- zum einen, daß ein nicht passendes Lexem eingesetzt wird, obwohl die Sprecherin<br />
wissen muß, daß die Wortwahl unzutreffend ist und für Verständnisschwierigkeiten<br />
sorgen kann - erst die Hörerintervention jedoch führt dazu, daß<br />
die Wortwahl zurückgenommen und zu optimieren versucht wird;<br />
- zum anderen, daß die Platzhalter-Konstruktion "so e dings" verwendet wird in<br />
Verbindung mit einer Umschreibung, um für mehr Präzision zu sorgen - obwohl<br />
erst die hörerseitige Kooperationsbereitschaft zur Verständigung führt. 9<br />
2.5. Semantische Umschreibungen<br />
Beispiel 7: Kindersprache 140 (Maria 4/83c)<br />
017 m äni stunn aerobic äni stunn eh + mache se + geräte und äni<br />
eine Stunde<br />
018 stunn mache se danne + dun se uff eh + so + musick danze<br />
dann tun auf tanzen<br />
019 musick turne turne (...)<br />
020 h jazztanz<br />
Maria (m) gibt Helga (h) einen Überblick über die sportlichen Aktivitäten ihrer<br />
Schwester. Konkret geht es darum, außer Aerobic und Geräteturnen "Jazztanz" zu<br />
nennen. Die Formulierung des dritten Aufzählungsgliedes beginnt mit<br />
9 Stellt man in Rechnung, daß es sich bei der Wegbeschreibung nicht um eine echte, nämlich ein<br />
Wissensdefizit zu beseitigende, sondern um eine "gespielte", nämlich elizitierte, Interaktion<br />
handelt, scheinen Aynurs Beschreibungsvermögen und ihre "Strategie", bestimmte Lexeme<br />
aufgrund gewisser Ähnlichkeiten mit nicht richtig benennbaren Sachverhalten zu gebrauchen,<br />
den Interaktionserfolg zu gefährden; daß es so weit im vorliegenden Gespräch nicht kommt, ist<br />
primär dem äußerst kooperativ eingestellten Zuhörer-Betreuer zu verdanken.<br />
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