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IM SPRICHWORT LIEGT DIE WAHRHEIT (?)
Zur spielerischen Verwendung von Sprichwörtern und geflügelten
Worten
Erzsébet Forgács
Der Beitrag geht davon aus, daß Sprichwörter in Werbetexten – ähnlich wie Zitate
und geflügelte Worte – zur Optimierung des Erinnerungswertes und zum Erwecken
eines Vertrautheitsgefühls mit besonderer Vorliebe eingesetzt werden. In diesem
Lichte werden an okkasionellen Varianten der genannten festgeprägten
Sprachformeln verschiedene Modifikationsverfahren aufgezeigt. Es wird ausgeführt,
daß diese Werbetexte auch dazu geeignet sind, Studierende des Deutschen/der
Germanistik für Sprachspiele zu sensibilisieren.
Inhalt:
1. Sprichwörter in der Gegenwartssprache
2. Sprichwörter und Sprichwortabwandlungen in der Fremdsprache Deutsch
3. Sprichwörter und Werbesprache
3.1. Nicht abgewandelte Sprichwörter
3.2. Sprichwortabwandlungen
3.3. Sprichwörtliche Slogans
4. Zitate und geflügelte Worte
5. Schlußbemerkungen
1. Sprichwörter in der Gegenwartssprache
Sprichwörter werden im Rahmen der festen Wortverbindungen immer gesondert
behandelt, da sie die Form eines Satzes haben, d.h. abgeschlossene Mikrotexte
sind (vgl. Häusermann 1977: 41). Ein anderes charakteristisches Merkmal, das in
Definitionen meist betont wird, betrifft die Bedeutung: Unter Sprichwörtern wird eine
„knapp und treffend formulierte Lebensweisheit” verstanden, „die bestimmte
gesellschaftliche Erfahrungen in hohem Grade verallgemeinert” (Conrad 1975:
251). 1
Der Wahrheitsanspruch der Inhalte von Sprichwörtern wird im modernen
Sprachgebrauch allerdings oft in Frage gestellt. Die Sprichwörter haben an
Gültigkeit eingebüßt und ihre erzieherische Kraft ist auch nicht mehr unbestritten.
„Die meisten Sprichwörter verkünden Binsenwahrheiten, die noch dazu anfechtbar
sind. Machte sich einer daran, eine Ethik der Sprichwörter zu schreiben, aus seinem
1 Zur Definition des Sprichwortes vgl. noch Detje 1995: 97; Mackensen 1979: 86f.; zur
Abgrenzung des Sprichworts von anderen festgeprägten Konstruktionen (Sagwort, Sentenz,
Maxime, Aphorismus und sprichwörtlichen Redensarten) vgl. Fleischer 1982: 80ff.; Fleischer
u.a. 1983: 314.
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