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SICHER UND MORGEN?

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tik. Die NATO steht vor der Herausforderung, einerseits<br />

gegenüber Moskau Abschreckung und Verteidigungsbereitschaft<br />

zu demonstrieren, andererseits die Situation<br />

nicht unnötig zu eskalieren.<br />

Im Bereich der konventionellen Streitkräfte gelang das bislang<br />

überraschend gut. Die Allianz einigte sich auf ein<br />

breites Spektrum von Maßnahmen zur Verbesserung ihrer<br />

militärischen Verteidigungsfähigkeit. Bei den Nuklearwaffen<br />

tut sich die NATO naturgemäß schwer, hat doch<br />

die Russland-Krise die unterschiedlichen Positionen im<br />

Bündnis noch verschärft. Erst 2012 hatte man sich unter<br />

Schmerzen auf ein Abschreckungskonzept mit dem Titel<br />

„Deterrence and Defense Posture Review“ (DDPR) geeinigt<br />

und die Frage nach den in Europa stationierten amerikanischen<br />

Atomwaffen unter den Tisch gekehrt.<br />

Heute wünscht sich gerade Osteuropa eine harte nukleare<br />

Antwort, nicht zuletzt weil Russland seit mehreren<br />

Jahren in seinen Manövern Kernwaffeneinsätze etwa<br />

gegen Polen simuliert. Demgegenüber versuchen Länder<br />

mit einer nuklearkritischen Öffentlichkeit wie Deutschland<br />

oder die Niederlande Fragen der nuklearen Abschreckung<br />

weitmöglich zu umgehen. Die USA sind gespalten:<br />

Bis 2015 brauchte Washington die Unterstützung Moskaus<br />

für ein Nuklearabkommen mit dem Iran. Auch hat<br />

die Obama-Administration signalisiert, dass sie vor dem<br />

<br />

keine Nukleardebatte im Bündnis wünscht, um die Chancen<br />

der Demokraten bei den Präsidentschaftswahlen nicht<br />

zu schmälern.<br />

Nukleare Wahrscheinlichkeiten<br />

Obgleich Atomwaffen als Machtwährung in den internationalen<br />

Beziehungen seit dem Ende des Kalten Krieges<br />

erheblich an Wert verloren haben, wird Russland weiter<br />

seine Kernwaffen in den Vordergrund stellen. Sie<br />

sind für Moskau – neben ihrer Funktion als Kompensation<br />

für fehlende konventionelle Stärke – ein Mittel, um<br />

<br />

len.<br />

Auch sind sie letztes verbliebenes Zeichen russischer<br />

Weltgeltung.<br />

Damit kommt den amerikanischen Nuklearwaffen (und<br />

<br />

nuklearen<br />

NATO-Mitglieder und deren europäische Partner<br />

wie Österreich oder Schweden müssen sich der Regeln<br />

und Dilemmata nuklearer Abschreckung erinnern. Allerdings<br />

hat man es, anders als im Kalten Krieg, nicht mit<br />

einer hochgerüsteten Sowjetunion zu tun, sondern mit<br />

einem konventionell der NATO unterlegenen Russland,<br />

greifen<br />

könnte.<br />

<br />

sich nicht mit Hilfe nuklearer Rüstungskontrolle einhegen<br />

den<br />

seit jeher einer Begrenzung seiner so genannten substrategischen<br />

Kernwaffen in Europa widersetzt. Es kann<br />

sein, dass sich diese Haltung in den kommenden Mona-<br />

<br />

in der Ukraine dürften die osteuropäischen NATO-Mitglieder<br />

nukleare Vereinbarungen mit Russland ebenfalls<br />

ablehnen.<br />

lage<br />

ist für 2016 und danach mit einer Reihe von nuklearrelevanten<br />

Entwicklungen zu rechnen:<br />

Angesichts der grundlegend veränderten Weltlage ist eine<br />

Diskussion über die Rolle und Ausgestaltung des Nuklearpotentials<br />

der NATO zwingend. Das derzeit gültige Stra-<br />

108 Sicherheitspolitische Jahresvorschau 2016

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