Forschungsarbeiten zum Thema Biodiversität aus den ... - Genres
Forschungsarbeiten zum Thema Biodiversität aus den ... - Genres
Forschungsarbeiten zum Thema Biodiversität aus den ... - Genres
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
5.1 Pflanzengenetische Ressourcen im Bereich landwirtschaftlicher Kulturpflanzen<br />
34<br />
Lothar Frese (BAZ)<br />
Hintergrund<br />
Weltweit gelten mehr als 60.000 Arten (exklusive Holzpflanzen) als Nutzpflanzen, wovon<br />
3.000 Arten der Kategorie Nahrungspflanzen und 57.000 der Kategorie Nicht-<br />
Nahrungspflanzen zugeordnet wer<strong>den</strong>. In der Bundesrepublik Deutschland sind der Definition<br />
von BMELV (2002) zufolge ungefähr 3200 Arten pflanzengenetischer Ressourcen für Ernährung<br />
und Landwirtschaft verbreitet. Strategien zur Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen<br />
orientieren sich am Genpoolkonzept, wonach Kulturarten und ihre verwandten Wildarten in<br />
einen primären, sekundären und tertiären Genpool eingeteilt wer<strong>den</strong>. Der primäre Genpool<br />
enthält die Kulturart und damit nahe verwandte, wildlebende Arten und Unterarten, die mit<br />
der Kulturart leicht kreuzbar sind. Zwischen Arten des sekundären Genpools und der Kulturart<br />
bestehen schwache Kreuzungsbarrieren, die die Übertragung von Genen <strong>aus</strong> dem sekundären<br />
in <strong>den</strong> primären Genpool erschweren. Der tertiäre Genpool beinhaltet Arten, die sich<br />
durch starke Kreuzungsbarrieren <strong>aus</strong>zeichnen und deren Eigenschaften sich deshalb nur durch<br />
besondere Kreuzungstechniken auf die Kulturarten übertragen lassen. Als Ordnungsprinzip ist<br />
das Genpoolkonzept sowohl bei der Organisation von Ex-situ- als auch In-situ-Erhaltungsmaßnahmen<br />
von großer Bedeutung.<br />
Für die Ex-situ-Erhaltung stehen mehrere Metho<strong>den</strong> zur Verfügung. Der weit<strong>aus</strong> überwiegende<br />
Teil in deutschen Sammlungen gehaltener Akzessionen pflanzengenetischer Ressourcen<br />
für Ernährung und Landwirtschaft wird in Form von Saatgut tiefgefroren konserviert. Vegetativ<br />
vermehrte Pflanzenarten wie Obstarten und die Weinrebe wer<strong>den</strong> in Feldbestän<strong>den</strong> und<br />
<strong>aus</strong> phytosanitären und arbeitswissenschaftlichen Grün<strong>den</strong> als In-vitro-Kulturen und/oder in<br />
flüssigem Stickstoff (Kryokonservierung) aufbewahrt. Nach international gültigen Standards<br />
wer<strong>den</strong> von jeder Akzession Aktivmuster für die Abgabe von Material an Dritte und Basismuster<br />
als interne Rückstellprobe konserviert sowie extern bei anderen Genbanken Sicherheitsduplikate<br />
hinterlegt. Zur Erhaltung des Materials ist eine kontrollierte Reproduktion und<br />
kontinuierliche Überprüfung der Gesundheit und Qualität der Saat- und Pflanzgutproben sowie<br />
der Feldbestände notwendig.<br />
Die Bereitstellung von Material für Forschung und Entwicklung ist eine zentrale Aufgabe von<br />
Genbanken. Der Zugang <strong>zum</strong> benötigten Material hängt in hohem Maße von der Verfügbarkeit<br />
von Informationen bzw. vom leichten Zugang zu Informationen über Akzessionen und<br />
ihrer Eigenschaften ab. Die Entwicklung und der Betrieb von Datenbanken und Informationssystemen,<br />
die eine Verknüpfung und Integration bereits bestehender, oftmals heterogener und<br />
zudem auch dezentral gehaltener Datenbestände ermöglichen, stellt Genbanken und Einrichtungen,<br />
die Daten an pflanzengenetischen Ressourcen erheben, vor besondere Her<strong>aus</strong>forderungen.<br />
Die Sicherung von, der Zugang zu und die nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen<br />
ist eine Aufgabe der internationalen Staatengemeinschaft. In Europa bemüht sich das Eu-