Aus dem Institut für Lebensmittelqualität und -sicherheit des
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Wissenschaftliches Schrifttum<br />
Laktobazillen werden gelegentlich mit klinischen Erkrankungen in Zusammenhang<br />
gebracht. Es handelt sich bei ihnen aber um opportunistische Erreger, die nur bei<br />
Patienten mit schweren Gr<strong>und</strong>erkrankungen klinisch in Erscheinung treten. Sie<br />
können selbst nicht die Barrieren <strong>des</strong> Gastrointestinaltraktes oder anderer<br />
Schleimhäute überwinden, d. h. sie sind nicht obligat pathogen (KLEIN et al. 1992,<br />
AGUIRRE u. COLLINS 1993, GASSER 1994).<br />
Trotz <strong>des</strong> GRAS-Status konnte vereinzelt bei Milchsäurebakterien ein<br />
Zusammenhang mit verschiedenen Krankheitsbildern beobachtet werden (GASSER<br />
1994). Nach KLEIN et al. (1992) <strong>und</strong> AGUIRRE <strong>und</strong> COLLINS (1993) ist das<br />
allgemeine Infektionsrisiko bei Milchsäurebakterien aber als sehr niedrig einzustufen.<br />
Klinische Infektionen, die durch Milchsäurebakterien verursacht wurden, konnten<br />
nicht bei ges<strong>und</strong>en Personen beobachtet werden. In allen Fällen lagen<br />
prädisponierende Faktoren <strong>für</strong> eine Infektion vor (ADAMS u. MARTEAU 1995).<br />
Bei alten <strong>und</strong> immunsupprimierten Patienten, vor allem bei solchen, die<br />
Breitspektrumantibiotika therapeutisch einnahmen, konnten z. B. durch Laktobazillen<br />
bedingte infektiöse Endokarditiden, Septikämien, rheumatische Gefäßerkrankungen<br />
sowie Zahnfäule diagnostiziert werden (HARTY et al. 1994). Speziell <strong>für</strong> die<br />
infektiöse Endokarditis prädisponieren auch abnorme Herzklappenbef<strong>und</strong>e (ADAMS<br />
u. MARTEAU 1995). <strong>Aus</strong> klinischen Proben von Patienten wurden als Laktobazillen<br />
vor allem die Spezies L. paracasei <strong>und</strong> L. rhamnosus nachgewiesen (GASSER<br />
1994). Nach KIRJAVAINEN et al. (1999) gelten die Fähigkeit zur<br />
Blutplättchenaggregation <strong>und</strong> die Produktion bestimmter Endopeptidasen <strong>und</strong><br />
Glykosidasen durch Laktobazillen als Risikofaktoren. HARTY et al. (1994) <strong>und</strong><br />
KORPELA et al. (1997) zeigten, dass probiotisch genutzte Bakterien Eigenschaften,<br />
wie z. B. Blutplättchenaggregation als spezifischen Pathogenitätsfaktor, nicht<br />
besitzen.<br />
Auch wenn Probiotika als „Generally Recognized as Safe“ angesehen werden,<br />
können unter bestimmten Bedingungen Risiken <strong>für</strong> den Menschen auftreten. <strong>Aus</strong><br />
diesem Gr<strong>und</strong> wurde 1996 das sog. PRODEMO-Projekt von der Europäischen Union<br />
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