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EDUARD REUT-NICOLUSSI - Centro Documentazione Luserna

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Bruch mit der bisherigen, das heißt auf tausendjähriger Geschichte<br />

beruhenden Stellung [Österreichs]“ 121 , Möglicherweise sah er sie auch<br />

kritisch, weil er darin eine Schwächung der österreichischen<br />

Schutzmachtrolle für Südtirol erblickte.<br />

Am 18. Juli 1958 starb Reut kurz nach seinem 70. Geburtstag infolge<br />

einer schweren Krankheit in Innsbruck 122 . Kurze Zeit vorher hatte er<br />

noch „für seine großen Verdienste um die Sache Tirols“ von der Tiroler<br />

Landesregierung das Ehrenzeichen des Landes verliehen bekommen 123 .<br />

Die bisherige Betrachtung der Persönlichkeit Reut-Nicolussis konzentrierte<br />

sich auf sein Engagement für seine Landsleute gegen den<br />

Faschismus. Die in den zwanziger Jahren südlich des Brenners gesammelten<br />

politischen Eindrücke ließen ihn jene übersteigerten Formen<br />

des Nationalbewusstseins, den Chauvinismus italienischer Prägung<br />

und den Faschismus kennen lernen. Reut kam jedoch auch in weiterer<br />

Folge mit den Machthabern in seinem Zufluchtsort Innsbruck in<br />

Konflikt. Nachdem er von Südtirol fliehen musste, wurde er wegen<br />

des fortgesetzten Einsatzes für seine Heimat den Ständestaat-<br />

Repräsentanten unbequem und für den 1938 ans Ruder kommenden<br />

Nationalsozialismus zur „persona non grata“.<br />

Mit seinem lokalen Erzfeind Gauleiter Hofer konnte es gesinnungsmäßig<br />

kein Paktieren geben, obwohl dieser die Umsiedlung nicht ohne<br />

Vorbehalte betrieb und so weit wie möglich bestrebt war, zum Vorteil<br />

der Südtiroler deren Neuansiedlung in „seinen“ Gau zu lenken. Er<br />

wollte nach außen hin jedoch keinen Zweifel an der Einhaltung und<br />

Durchführung der Umsiedlungsvereinbarung aufkommen lassen.<br />

Daher durfte nicht der Eindruck einer nachlassenden Loyalität zum<br />

römischen Bündnisgenossen entstehen. Die Beurteilung, die Reut-<br />

Nicolussi – ein Kritiker des Versailler Systems – durch das NS-Regime<br />

erhielt, macht deutlich, dass es jenem System nicht nur um eine<br />

Revision der Pariser Vorortsverträge ging. Diese war vielmehr nur eine<br />

Durchgangsstation in einem groß angelegten imperialen wie expansionistischen<br />

Herrschaftskonzept. Vor diesem Hintergrund war ein<br />

Volkstumskämpfer wie Reut-Nicolussi „begreiflicherweise uner-<br />

121 E. Reut-Nicolussi, „Neutral wie die Schweiz“, in: Tiroler Nachrichten, 23.4.1955, Nr. 93, 1;<br />

vgl. auch ders., „Was bedeutet Neutralität?“, in: Wochenpost 1955, Nr. 21, 1.<br />

122 Gehler, „Zum Umgang mit einem Tabu“, 244.<br />

123 Wiener Zeitung, 21.6.1958.<br />

Una vita da politico per il Sudtirolo 115

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