EDUARD REUT-NICOLUSSI - Centro Documentazione Luserna
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Il Contesto Storico 21<br />
Allmählich ging für die deutschsprachige Bevölkerung die Hoffnung<br />
verloren, Südtirol mit Österreich vereint zu sehen; es zeichnete sich die<br />
Forderung nach substanzieller Autonomie föderaler Art ab.<br />
Die Beziehungen zwischen Trient und Bozen, zwischen Italienern,<br />
Deutschen, Ladinern, dem Großtiroler und Großdeutschen Nationalismus,<br />
dem Irredentismus und dem italienischen Nationalismus werden<br />
immer komplizierter und konfliktgeladener. Nitti wies seine Regierung<br />
schon seit Juli 1919 hinsichtlich der „neuen befreiten Gebiete“ zur<br />
Achtung „ihrer Gesetze, Sitten und Gebräuche“, insbesondere der Landes-<br />
und Lokalautonomie an.<br />
Dieses Konzept griffen König Viktor Emanuel III. in der Kronrede<br />
vom 1. Dezember 1919, dann Giolitti 1920 und Bonomi 1921 wieder auf.<br />
In diesem Rahmen legte der Deutsche Verband – die Vereinigung der<br />
katholischen und liberal-nationalen Parteien Südtirols – bereits 1920 ein<br />
eigenes Projekt für die volle Autonomie der Provinz „Tirol“ vor.<br />
Dieses politische Projekt fand seinen Höhepunkt in der Forderung<br />
„Los von Trient“, die in Meran am 9.5.1920 mit einer Kundgebung vor<br />
dem A. Hofer-Denkmal gestellt wurde.<br />
Im Trentino setzte die Volkspartei eine autonomistische Forderung<br />
fort, die im Einklang mit Don Sturzo auf die administrative<br />
Dezentralisierung und die Regionalverwaltung abzielte.<br />
Die Sozialisten Battistis forderten auch eine in zwei „Bezirke“ geteilte<br />
Region mit getrenntem Haushalt. Die Trentiner Sozialistische Partei, die<br />
die Angliederung Südtirols verurteilt hatte, wandte sich gegen den italienischen<br />
Nationalismus in Südtirol und trat für dessen Autonomie ein.<br />
Die Debatte über die Autonomie, die Region, die Beziehung zwischen<br />
Trient und Bozen stand bei der nationalen Wahlkampagne von<br />
1921, als Reut-Nicolussi gewählt wurde, im Mittelpunkt (siehe Blätter<br />
zu den Wahlen). Erinnert sei auch an die Kundgebung der Trentiner<br />
Bürgermeister, die Trients Bürgermeister Giovanni Peterlongo<br />
(14.11.1922) führte, bei der „auf das Gewohnheitsrecht der Landes- und<br />
Gemeindeautonomie gepocht wurde“.<br />
Es waren jedoch die letzten Akte freier Kundgebung vor der<br />
Machtübernahme durch den Faschismus.<br />
Eine Abordnung faschistischer Sturmabteilungen gegen das Bozner<br />
Rathaus und gegen die Landesregierung von Trient und den<br />
Zivilkommissar wird als Generalprobe vor dem Marsch auf Rom vom<br />
22. Oktober angesehen.