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EDUARD REUT-NICOLUSSI - Centro Documentazione Luserna

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Intervento/testimonianza della figlia 237<br />

Es ist gar nicht leicht, über den eigenen Vater zu reden... Es wäre<br />

einfacher über Andreas Hofer oder die Kaiserin Maria Theresia zu<br />

sprechen. – Für die Tochter ist der Vater keine historische Persönlichkeit<br />

– vielmehr eine emotionsgeladene Erinnerung.<br />

Ich habe mir überlegt, dass die Zeit, in der ich als Tochter meinen<br />

Vater erlebte ja viel kürzer war als die Zeit, die seit seinem Tod vergangen<br />

ist. Und doch - die Präsenz meines Vaters ist stark – auch heute – weit<br />

über seinen Tod hinaus. Er ist einfach in meinem Leben anwesend mit<br />

seinen Ansichten, seinen Grundsätzen, seiner Einsatzfähigkeit, seiner<br />

Begeisterungsfähigkeit und seinem Humor.<br />

Mein Mann hat ihn einmal gut charakterisiert, als er sagte: „Dein<br />

Vater ist ein echter Tiroler und zugleich ein Mann von Welt“.<br />

Und so war er - zutiefst verbunden mit dem Land – ich möchte<br />

sagen – mit dem ganzen Tirol, besonders aber mit Südtirol - und dabei zu<br />

jedem Opfer bereit. Und seinerzeit waren die Opfer auch gar nicht gering.<br />

Und bei aller Verbundenheit mit der Heimat war mein Vater weltoffen<br />

- und freilich gerade als Völkerrechtler am Weltgeschehen, an der<br />

Weltpolitik enorm interessiert. Er sprach fünf Sprachen fließend und<br />

noch als älterer Herr hat er begonnen Spanisch zu lernen. Überall gab<br />

es Kontakte, Kollegen und Freunde, besonders in England und in<br />

Holland. Er war viel auf Reisen - beruflich und als Anwalt Südtirols.<br />

Zu dieser – sagen wir internationalen Seite – gehörte vielleicht auch<br />

seine Erscheinung. Der aufrechte Gang, die Haltung war ein Prinzip bis<br />

hin zur gepflegten Kleidung, auf die er Wert legte. Als Tiroler war er kein<br />

Lederhosentiroler. Die Form war wichtig. Und ich kann mich noch genau<br />

an den Gesichtsausdruck erinnern, den er gewissermaßen aufsetzte,<br />

wenn er als Dekan oder Rektor den Talar trug. Es war ein feierlich-ernster<br />

Ausdruck. Wir haben dabei ein bisschen mit den Augen gezwinkert. Max<br />

Weiler hat ihn festgehalten auf dem Bild, das er von meinem Vater als<br />

Rektor malte. Dazu muss gesagt werden, dass mein Vater Weiler als seinen<br />

Porträtisten zu einer Zeit wählte, da dieser in Tirol umstritten - noch<br />

gar nicht in dem Maß anerkannt war, das ihm gebührte.<br />

In der Familie herrschte noch die alte klassische Einteilung. Der<br />

Vater war - und dies unbestritten - das Oberhaupt der Familie und der<br />

Erziehungsstil war autoritär, ja, ich glaube, man kann sagen: streng.<br />

Dies zumindest von meiner Seite aus gesehen. Bei meinen jüngeren<br />

Schwestern waren die Zügel vielleicht schon etwas lockerer. Die Ältesten<br />

haben meistens die energischeren Eltern... Ungehorsam, Nachlässigkeit

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