EDUARD REUT-NICOLUSSI - Centro Documentazione Luserna
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Una vita da politico per il Sudtirolo 69<br />
weilte er in Holland und kehrte erst nach mehrmaliger Aufforderung im<br />
Dezember 1939 nach Innsbruck zurück. Die politische Einstellung Dr.<br />
Reut-Nicolussis ist schwer zu durchschauen. Ich beurteile ihn als einen<br />
zwar deutschbewussten Mann, der jedoch gewissen demokratischen<br />
Gedankengängen nachhängt, dabei konfessionell gebunden ist und der<br />
vor allem die ganze Welt nur unter dem Gesichtspunkt der Abtretung<br />
Südtirols ansieht“ 56 .<br />
Gerade aber durch die letzten Passagen des Fernschreibens Hanaks<br />
sollte die Entwicklung an der TH Wien eine – für Reut wahrscheinlich<br />
gar nicht unerwünschte – Wendung nehmen und für Hofers Absichten<br />
kontraproduktiv ausfallen. Im Juli 1943 wurde an Reut noch ein<br />
Schreiben des Reichsministeriums getippt, in dem die Absicht kundgetan<br />
wurde, seine Berufung auf den ordentlichen Lehrstuhl für Rechtsund<br />
Staatswissenschaften an der TH Wien vorzuschlagen. Ferner wurde<br />
die Frage gestellt, ob er grundsätzlich bereit sei, dem Vorschlag Folge zu<br />
leisten. Der Brief ging jedoch nicht ab. Die Adresse war durchgestrichen<br />
und das Schreiben mit dem Vermerk „nicht abzusenden“ versehen. Was<br />
war geschehen? Am 21. Juli hatte bereits der Rektor der TH, Heinrich<br />
Sequenz, den Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und<br />
Volksbildung gebeten, Reut-Nicolussi nicht auf diesen Lehrstuhl zu<br />
berufen, „da nachträglich Tatsachen bekannt geworden sind, die diesen<br />
Mann als politisch vollkommen untragbar erscheinen lassen“ 57 .<br />
Wie Dozentenführer Professor Lothar Schrutka von Rechtenstamm am<br />
24. Juli noch die Reichsdozentenführung in München wissen ließ, war die<br />
Entscheidung von Sequenz „durch eine Warnung des Sicherheitsdienstes<br />
veranlasst worden“ und habe seine „volle Zustimmung“ 58 .<br />
Am 3. August ließ der Wiener Gauschulungsleiter Hugo Rössner Emil<br />
56 ÖStA. AdR, BMfI, Fernschreiben des Bereichsleiters der Gauleitung Tirol - Vorarlberg,<br />
Hanak, vom 21.7.1943 an die Gauleitung Wien der NSDAP, Gaupersonalamt, Folio 27;<br />
die bezüglich Reuts demokratiepolitischer Einstellung getroffene Aussage von<br />
G. Pallaver, „Ihr Deutsche, gebt uns Brüdern Raum/Da wir nach Norden schreiten“. Eine<br />
großdeutsche Lösung für Südtirol?, in: T. Albrich/K. Eisterer/R. Steininger (Hrsg.), Tirol und<br />
der Anschluß, Voraussetzungen. Entwicklungen. Rahmenbedingungen 1918-1938 (Innsbrucker<br />
Forschungen zur Zeitgeschichte 3), Innsbruck 1988, 221-269, hier 233 bedarf deshalb einer<br />
Differenzierung.<br />
57 BDC. Schreiben R.Z1.549/42 der Rektor der TH Wien Sequenz vom 21.7.1943 an den<br />
Herrn Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung in Berlin, Folio 169;<br />
ÖStA. AdR, BMfI, Gauakt, gleichartiger Durchschlag, Folio 8.<br />
58 ÖStA. AdR, BMfI, Gauakt Reut-Nicolussi 286629, Abschrift Dozentenführer<br />
Dr. Schrutka vom 24.7.1943 an die Reichsdozentenführung München, Folio 33.