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EDUARD REUT-NICOLUSSI - Centro Documentazione Luserna

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Il deputato Eduard Reut Nicolussi 141<br />

Abg. Mussolini habe ich ein Konzept entnommen, eine Idee, die über<br />

alle politischen Elemente zu dominieren scheint, d.h. das Konzept der<br />

Kraftanwendung“ (und hier hatte Nicolussi die Persönlichkeit<br />

Mussolinis und die Tendenz seiner Politik sehr gut erkannt).<br />

Doch Nicolussi scheint noch zu zögern, zu hoffen, dass es nicht wahr<br />

sei, er nimmt – und dies erscheint mir als Schwachpunkt – keinen<br />

Anteil an den Folgen des Faschismus, was Italien anbelangt (eine<br />

Situation, die er nicht gut kennt und an deren Vertiefung er kein besonderes<br />

Interesse hat); er konzentriert sich hingegen, wenn ich mir diesen<br />

Ausdruck erlauben darf, nur auf die Folgen des Faschismus in Bezug<br />

auf Südtirol, als ob es keinen Gesamtzusammenhang gäbe. „Und so<br />

frage ich“, setzt Nicolussi in einem verzweifelten und auch naiven<br />

Versuch fort, sein Volk zu schützen, „ist denn Kraftanwendung auch<br />

in unserem Land erforderlich, das vorwiegend von deutschen<br />

Bevölkerungsgruppen bewohnt ist“ (ich erinnere daran, dass ca. 6.000<br />

Italiener gegenüber 16.000 Ladinern und 224.000 deutschsprachigen<br />

Südtirolern dort lebten). „Und meine Antwort lautet: Kraftanwendung<br />

ist nicht notwendig, wenn die faschistischen Gewaltakte aufhören, da<br />

unser Volk völlig wehrlos ist“, „nicht nur das, sondern es hat nie daran<br />

gedacht, sich irgendeiner Waffe zu bedienen. Ganz im Gegenteil! Es<br />

genügt sich selbst und beschränkt sich auf die strenge Einhaltung des<br />

Gesetzes. Deshalb ist Kraftanwendung nicht notwendig“. Dann erteilt<br />

Nicolussi eine Lehre von hohem kulturellen und menschlichem Gehalt,<br />

die auch von großer Aktualität und der hohen mitteleuropäischen<br />

Tradition würdig ist, wenn er sagt: „Und übrigens gibt es Probleme, die<br />

nicht mit Gewalt gelöst werden können. Es gibt Probleme der<br />

Gesinnung und Erfordernisse geistiger Bildung. Die Herzen können<br />

nicht kontrolliert werden, weder durch Polizeipräsidenten, noch durch<br />

andere Mittel der öffentlichen Sicherheit. Die kulturellen Bedürfnisse<br />

können nicht mit Polizeimaßnahmen gestillt werden. An die Stelle der<br />

Gewalt muss ein anderes Element treten (hier lässt Nicolussi, wie es<br />

scheint, Mussolini noch Spielraum), das in den Regierungserklärungen<br />

durchgeklungen ist, das Konzept der Würde“. Nicolussi appelliert, wie<br />

in der Rede von 1921, an die „Ritterlichkeit“, wie sie für Soldaten kennzeichnend<br />

ist, die gegen den Feind kämpfen, ihn aber gleichzeitig<br />

respektieren. In dieser Rede spricht er vom Wert der jedem Staat<br />

zugrunde liegenden Würde, kraft deren man die Besiegten oder die<br />

Minderheiten respektieren muss. Nicolussi sagt weiter: „Ich glaube,

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