EDUARD REUT-NICOLUSSI - Centro Documentazione Luserna
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Una vita da politico per il Sudtirolo 61<br />
gegen ihn „nicht so sehr in seiner gesamtpolitischen Einstellung liegen,<br />
sondern vielmehr in seiner verbotenen Stellungnahme zur Südtiroler<br />
Frage“. Darüber hinaus sei Reut-Nicolussi „vollkommen unberechenbar<br />
und menschlich ein unsicherer Kantonist“. Er selbst sei darüber hinaus<br />
drei Jahre mit ihm ausgekommen und würde ihn auch weiterhin in<br />
Innsbruck belassen, müsse aber die Verantwortung ablehnen, „wenn es<br />
zu diplomatischen Schwierigkeiten mit den Italienern bei irgendeiner<br />
Gelegenheit kommen sollte“ 48 .<br />
Reut-Nicolussi agierte in der Folgezeit vorsichtiger und legte sich<br />
bei politischen Äußerungen mehr Zurückhaltung auf 49 . Dadurch, dass<br />
er seine Ablehnung des Nationalsozialismus weniger offen zum<br />
Ausdruck brachte, schien er keinen direkten Anlass mehr für eine<br />
Abberufung zu bieten. Einzelne Parteistellen drängten jedoch weiterhin<br />
auf Versetzung. Trotz aller Anstrengungen konnten sie sich bis<br />
dahin aber weder beim Ministerium noch beim Rektorat durchsetzen.<br />
Der Parteikanzlei (PK) schien 1942 eine nochmalige Überprüfung<br />
der Angelegenheit und Rückfrage bei der Dienststelle des<br />
„Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums“ angezeigt.<br />
Als Resultat mehrerer fernmündlicher Rücksprachen konnte<br />
zwischen beiden Stellen Übereinstimmung dahingehend erzielt werden,<br />
„dass eine Entfernung Reut-Nicolussis nach Feststellung seiner<br />
vollständigen Zurückhaltung in außenpolitischer Hinsicht nicht mehr<br />
notwendig erscheint und daher eine überflüssige Geste des<br />
Entgegenkommens gegenüber Italien, wo Reut-Nicolussi als bekannter<br />
Volkstumskämpfer naturgemäß verhasst ist, bedeuten würde“ 50 . Hofer<br />
versuchte aber weiter Druck auf das Rektorat und Reut selbst auszuüben,<br />
um seine Abberufung zu erzwingen. Als neuer Universitätsort<br />
sollte die Technische Hochschule (TH) Wien in Frage kommen 51 .<br />
47 BDC. Schreiben der NSDAP Gau Tirol-Vorarlberg/des stellvertretenden Gauleiters<br />
Parson vom 20.2.1941, Betrifft: Prof. Dr. Reut-Nicolussi an den Reichsführer SS, z.Hd. SS-<br />
Obersturmführer Pg. Dr. Walter, Folio 18.<br />
48 BDC. Aktenvermerk Dr. Wa/RH vom 28.2.1941 zu einem Telefongespräch mit<br />
Gauleiter Hofer in Innsbruck am 24.2.1941, Folio 4.<br />
49 Seine Tochter Inge erinnert sich dagegen, „dass mein Vater bei einem Besuch Hofers in der Aula<br />
der Universität anlässlich der Begrüßung als einziger auf seinem Sessel sitzen geblieben ist, wie<br />
von einem Besucher auf dem Balkon berichtet wurde“ oder: „Mir war es damals immer unangenehm<br />
mit meinem Vater im Kino die deutsche Wochenschau anzusehen - wegen seiner halblauten<br />
Kommentare...“, Brief von Frau Dr. Inge Lehne an den Verfasser, 2.11.1992.<br />
50 BDC. Aktenvermerk III A 2 - Ws./Luc. PA 1768/40 vom 4.9.1942, betr.: Prof. Dr. Eduard<br />
Reut-Nicolussi, Innsbruck, geb. am 22.6.1888, Völkerrecht und Rechtsphilosophie, Folio 12.