EDUARD REUT-NICOLUSSI - Centro Documentazione Luserna
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Una vita da politico per il Sudtirolo 93<br />
einhellige Wunsch des Südtiroler Volkes gehört und berücksichtigt werden<br />
muss“ 86 . Alle diese Wünsche blieben jedoch unerfüllt. Die nach Paris<br />
fahrende Delegation hatte keine Chance mehr, eine Volksabstimmung in<br />
Südtirol zu erwirken. Es ging für sie von nun an nicht mehr um<br />
Selbstbestimmung, sondern nur mehr noch um Autonomie. Das mit De<br />
Gasperi geschlossene Abkommen vom 5. September 1946 lehnte Reut<br />
zwar nicht völlig ab 87 , hielt es aber textlich-inhaltlich wie rechtlich für<br />
unzureichend. Vergeblich hatte er im Vorfeld und während der<br />
Verhandlungen auf eine schiedsgerichtliche Verankerung hingewiesen.<br />
Seine instruktiven wie insistierenden Berichte wurden aber in der Regel<br />
am Ballhausplatz kommentarlos „eingelegt“. Reuts feinfühliges völkerrechtliches<br />
Sensorium passte nicht in die eigenwilligen Vorstellungen<br />
Grubers, der ihn auch nicht nach Paris mitnehmen wollte 88 .<br />
Reut beurteilte das Abkommen nicht vollkommen negativ. Am<br />
15. September telegraphierte er an das Committee of Tyrol nach New<br />
York nach dessen Bestürzung und Entrüstung über den in Paris getroffenen<br />
Kompromiss: „Laut Mitteilung Österreichische Delegation Forderung<br />
nach Volksabstimmung aussichtslos stop Abkommen schien als<br />
Zwischenlösung brauchbar stop Äußerungen Degasperi beweisen leider<br />
Unaufrichtigkeit Italiens stop Erhoffen Garantie Großmächte stop Brief<br />
folgt Reut-Nicolussi“ 89 .<br />
In Tiroler ÖVP-Kreisen wurde die Vereinbarung mit De Gasperi mit<br />
gemischten Gefühlen aufgenommen. Reut hatte in einer Sitzung des<br />
Parteivorstandes am 21. September 1946 ein Referat gehalten, wobei er<br />
86 TLA, Landesstelle, Fasz. 1, Pos. 3, Durchschlag Schreiben Obmann der SVP Erich<br />
Amonn und Obmann der Sozialistischen Partei Südtirols Ratschiller, Nr. 64, Folio 102.<br />
87 Public Record Office (PRO). Foreign Office (FO) 945/53, Control Office (CO) 803/58,<br />
POL/36/262/46, Control Office for Germany of the UK Political Representative Vienna,<br />
29.10.1946 Cheetham an FO; hierin wird auf eine Rede von Reut-Nicolussi als Obmann<br />
der Vereinigung der Südtiroler („President of the Association of South Tyrolese“) vom<br />
20.10.1946 verwiesen: „The professor claimed that the right of the South Tyrolese to selfdetermination<br />
was inalienable and indestructable but emphasised that assertion of that<br />
right did not imply any rejection of the Paris Agreement. The Association would support<br />
that settlement in the hope that, at some future date, an occasion would arise for the revision<br />
of the option of 1939“.<br />
88 Gehler, „Zum Umgang mit einem Tabu“, 242 f.<br />
89 TLA, Landesstelle, Fasz. 2, Pos. 11, Telegramm New York 22/21, 04719, Abschrift-<br />
Durchschlag Telegramm Reut-Nicolussi an das Committee Tyrol/New York, 15.9.1946,<br />
Nr. 7, Folio 7, 8. De Gasperi hatte nach der Unterzeichnung erklärt, dass das Trentino in<br />
den Geltungsbereich der Autonomie einbezogen würde. Dies sollte aber laut Abkommen<br />
noch von der Beratung mit „lokalen Vertretern“ in Südtirol abhängig sein.