EDUARD REUT-NICOLUSSI - Centro Documentazione Luserna
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Intervento 223<br />
ders für die vom Faschismus Verfolgten. Dabei war er immer auf der<br />
Seite des Volkes, auf der Seite der Bürger und vertrat auch in der<br />
Berufsausübung seine Überzeugung konsequent, dass Recht, Recht<br />
bleiben muss. So vertrat er als Anwalt auch Gewerkschafter und<br />
Lehrer, die in der deutschen Sprache Unterricht erteilt hatten und<br />
immer wieder Leute, die vom Faschismus verfolgt wurden, weil sie<br />
natürliche Rechte in Anspruch genommen hatten, wie zum Beispiel<br />
den Unterricht in der Muttersprache. Das Verbot in der Muttersprache<br />
zu unterrichten war an und für sich ein grober Rechtsbruch seitens des<br />
Staates, da es ja das Menschenrecht der einzelnen Bürger auf die eigene<br />
kulturelle Identität schwerstens verletzte - aber derartige Verbote<br />
waren Teil der Tragödie, in welche Italien gestürzt war, und Reut-<br />
Nicolussi verteidigte auch gerade die Opfer des Faschismus und die<br />
vom Faschismus Verfolgten.<br />
Dies jedoch kam ihm teuer zu stehen, denn der Umstand, dass er<br />
Gewerkschafter und Lehrer verteidigt hatte, die in deutscher Sprache<br />
unterrichtet hatten – sogenannte Katakombenlehrer – trug ihm das<br />
Berufsverbot ein: Er wurde aus der Liste der Anwälte gestrichen, dies<br />
obwohl es Aufgabe des Anwalts ist, die Angeklagten zu verteidigen<br />
und ihre Rechte geltend zu machen. Es ist aus heutiger Sicht absurd,<br />
dass man eine Persönlichkeit wie Eduard Reut-Nicolussi mit<br />
Berufsverbot belegte, weil er seiner natürlichen Aufgabe als Anwalt<br />
nachgekommen war. Er, der Verteidiger der Verfolgten, wurde dann<br />
selbst zu einem Verfolgten, und er war gezwungen außer Landes zu<br />
flüchten, die Heimat zu verlassen, um die Freiheit und um sein Leben<br />
zu retten. Dies jedoch war Folge der Logik des Faschismus, dessen<br />
unmenschliches Gesicht wir alle in Erinnerung haben. Eduard Reut-<br />
Nicolussi musste also nach Innsbruck fliehen.<br />
Er hatte gewusst, dass ihm dieses Schicksal drohte, aber trotzdem<br />
hat er seine Aufgaben mit großem Verantwortungsbewusstsein und in<br />
Aufrichtigkeit wahrgenommen. Dafür, dass er als Politiker, aber auch<br />
in seinem Berufsleben so konsequent für seine Mitbürger eintrat, sind<br />
wir ihm großen Dank und ein ehrendes Gedächtnis schuldig.<br />
Er war ein großer, unerschrockener Sohn dieses Gebietes und er<br />
kann und soll uns allen Vorbild sein. Allen voran unserer Jugend, die<br />
ja hier in großer Zahl anwesend ist, möge er Vorbild und Orientierung<br />
sein.