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EDUARD REUT-NICOLUSSI - Centro Documentazione Luserna

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Una vita da politico per il Sudtirolo 85<br />

in nahezu sakraler Weise die Rückkehr Südtirols erflehte. Bundeskanzler<br />

Leopold Figl führte zu den Grundsätzen und Zielen der Regierung aus:<br />

„Wir wollen nicht von der Ungerechtigkeit gewisser Grenzziehungen<br />

vom Jahre 1918 reden, aber eines ist uns kein Politikum, sondern eine<br />

Herzenssache, und das ist Südtirol. Seine Rückkehr ist ein Gebet jedes<br />

Österreichers“ 71 . Die patriotischen Empfindungen waren damit angesprochen,<br />

wenngleich die Lösung einer Reihe existentieller Probleme<br />

näher lag. Genannt seien hier nur die Besetzung, darunter die gefürchteten<br />

russischen Okkupanten im Osten des Landes, die kriegsfolgenbedingten<br />

Ernährungs- und Wohnungsprobleme, die Enteignungen und<br />

Demontagen. Österreich war bezüglich Südtirols dennoch nicht chancenlos<br />

72 . Im Frühjahr 1946 sah Reut im Agieren De Gasperis dann „einen<br />

Kampf im Vorfeld“ oder „den Versuch, Trient zu retten, indem Bozen verteidigt<br />

wird“. Reut wurde dagegen nicht müde, die Rückgliederung<br />

Südtirols zu fordern und dabei den Gedanken einer tragfähigen und dauerhaften<br />

„Brücke des Vertrauens“ zu propagieren 73 .<br />

Der Ballhausplatz hatte im ersten Halbjahr 1946 in der taktischen<br />

Vorgangsweise seiner Südtirolpolitik zwar keine glückliche Hand, es<br />

sprachen aber die internationalen Rahmenbedingungen 1945/46 klar<br />

gegen eine Wiedervereinigung Südtirols mit dem nördlichen Landesteil 74 .<br />

Von den Alliierten konnte unter den Umständen der politischen<br />

Großwetterlage 1945/46 eine nachhaltige Unterstützung Österreichs in<br />

der Südtirolfrage kaum erwartet werden. Die „kommunistische Gefahr“<br />

in Italien spielte als Argument wieder eine wichtige Rolle. 1932 hatte laut<br />

Bossi-Fedrigotti Hitler in der Unterredung mit Reut ebenfalls seine<br />

71 Gehler (Hrsg.), Verspielte Selbstbestimmung?, 592.<br />

72 Vgl. Gehler (Hrsg.), Verspielte Selbstbestimmung?, 560-562; vgl. allerdings auch<br />

„Vielleicht war es ein Glück, dass 1946 keine Abstimmung war“ [Hofrat Viktoria<br />

Stadlmayer über 40 Jahre Südtirol-Politik], in: Alto Adige, 18.4.1986, Nr. 91, 15 und Dies.,<br />

Pariser Vertrag - Dokumente, in: Dolomiten, 8./9.8.1937, Nr. 182, 17.<br />

73 Vgl. E. Reut-Nicolussi, Südtirol - Kluft oder Brücke?, in: Die Presse, 2.3.1946, 1 f.<br />

74 Grundlegend für die Aufhellung der Hintergründe R. Steininger, Los von Rom? Die<br />

Südtirolfrage 1945/46 und das Gruber-De Gasperi-Abkommen (Innsbrucker Forschungen zur<br />

Zeitgeschichte 2), Innsbruck 1987, zusammengefaßt: ders., „Die Südtirolfrage 1945/46 und<br />

das Gruber-De Gasperi-Abkommen“, in: Handbuch zur Neueren Geschichte Tirols, Bd. 2,<br />

1. Teil, 347-397, und die auf totale Abrechnung mit Gruber u.a. ausgerichtete Arbeit von<br />

H. Golowitsch/W. Fierlinger, Kapitulation in Paris. Ursachen und Hintergründe des Pariser<br />

Vertrags 1946 (Schriftenreihe zur Zeitgeschichte 7), Nürnberg-Graz 1989; moderater in der<br />

Kritik F. Ermacora (Hrsg.), Geheimbericht der Südtiroler Delegation zur Pariser Konferenz 1946.<br />

Mit einer historischen und aktuellen Standortbestimmung, Wien-München 1987.

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