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EDUARD REUT-NICOLUSSI - Centro Documentazione Luserna

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Il Contesto Storico 17<br />

Jahre, die auf das Ende des Krieges folgten, waren von heftigen sozialen<br />

Tumulten gekennzeichnet.<br />

Die „zwei roten Jahre“ zeichneten sich durch Straßenunruhen aus,<br />

die gegen die Teuerungen gerichtet waren, durch die Besetzung<br />

von Ländereien in Süditalien, durch den Aufstand gegen die<br />

Intervention in Albanien, der am 26. Juni 1920 in Ancona stattfand: Der<br />

Militärkomponente versuchte sich die der Arbeiter anzuschließen; der<br />

Aufruhr wurde unterdrückt, es folgten 500 schwere Verurteilungen.<br />

In frischer Erinnerung lag jedoch vor allem noch die Besetzung der<br />

Fabriken vom September 1920.<br />

Es war dies die einschneidendste Episode, bei der das Schicksal der<br />

italienischen Arbeiterbewegung entschieden wurde und es fast zum<br />

revolutionären Bruch kam; die starke Gegenoffensive der Herrenklasse<br />

und des italienischen Bürgertums, die sich entfesselte, war dann ausschlaggebend<br />

als Unterstützung der faschistischen Bewegung.<br />

Der Einfluss der Sowjet-Revolution in Russland war stark, es entstanden<br />

die Betriebsräte, die die Arbeit selbst verwalteten, und die<br />

Industrieproduktion, die fast eine halbe Million Arbeiter betraf.<br />

Die Giolitti-Regierung schlug eine reformistische, verhandelte<br />

Lösung vor; am 11. September lehnte die reformistische Komponente<br />

des allgemeinen Gewerkschaftsbundes (dessen Mitglieder sich 1920,<br />

mit einem Anstieg von 1.159.000 auf fast 2.300.000, verdoppelt hatten)<br />

in einer dramatischen Abstimmung den Vorschlag des Generalstreiks<br />

mit 591.000 Stimmen gegen 409.000 ab.<br />

Es kam ein gutes Gewerkschaftsabkommen zustande, doch scheiterte<br />

die Möglichkeit der „italienischen Revolution“.<br />

Im Jänner 1921 vollzog sich beim Kongress von Livorno die Spaltung<br />

der PSI, die zur Gründung der Kommunistischen Partei Italiens führte.<br />

Der proletarischen Front gegenüber stand der nationalistische<br />

Irredentismus mit dem Mythos des „verstümmelten Sieges“ und<br />

dem Streben nach Expansion in Dalmatien und Albanien. Er<br />

war die Sammelstelle einer spannungsgeladenen heterogenen<br />

Gesellschaftsschicht, gebildet aus der Mittelklasse, dem Heer, den<br />

Heimkehrern, der an einer Machtpolitik interessierten Industrie.<br />

Unter dem Druck dieser zwei entgegengesetzten sozialen und politischen<br />

Bewegungen offenbarte der alte liberale Staat seine gesamte<br />

Schwäche, und die alte politische Klasse erwies sich als unfähig, einen<br />

Übergangsprozess zu leiten.

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