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EDUARD REUT-NICOLUSSI - Centro Documentazione Luserna

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Allegato I 187<br />

MUSSOLINI, Ministerpräsident, Innenminister und interimistischer<br />

Außenminister: „Ihr könnt nicht verlangen, dass der italienische Staat<br />

auch die österreichischen Kriegsanleihen bezahlt!“.<br />

<strong>REUT</strong>-<strong>NICOLUSSI</strong>. „Die österreichischen Kriegsanleihen wurden,<br />

wie Ihr sehr wohl wisst, nicht alle freiwillig unterzeichnet“.<br />

MUSSOLINI, Ministerpräsident, Innenminister und interimistischer<br />

Außenminister. „Das sind Angelegenheiten, die euch angehen“.<br />

<strong>REUT</strong>-<strong>NICOLUSSI</strong>: „Und die freiwilligen Unterzeichnungen<br />

erfolgten im Zuge einer Pflicht gegenüber dem Staat, dem das Volk<br />

damals angehörte.<br />

Nun spreche ich von nationalen Problemen. Auch hinsichtlich der<br />

nationalen Probleme der Volksminderheiten wurde im Regierungsprogramm<br />

nichts gesagt. Und doch muss sich die Regierung darüber im<br />

Klaren sein, dass es sich auch hier um ein heikles und schwieriges<br />

Problem handelt und dass wir uns erwarten, dass die Mussolini-<br />

Regierung, wiewohl faschistisch, sich daran erinnert, dass es die<br />

Regierung einer großen Macht und die Regierung einer Nation ist, die<br />

neben politischen auch zivile Pflichten hat.<br />

Nun haben sich die politischen Verhältnisse unseres Landes seit drei<br />

Jahren monatlich verschlechtert. Ich möchte hier feststellen, dass der<br />

größte Fehler der Politik, die italienische Regierungen in unserem Land<br />

betrieben haben, der einer gewissen Widersprüchlichkeit war. Sie war voll<br />

Zögern, Versprechungen, die dann nie eingehalten wurden. Ich möchte<br />

vier Perioden dieser Politik unterscheiden. Die erste war von gewisser<br />

Liberalität. Die ganze Welt lebte noch vom Reiz jener Grundsätze, denen<br />

zufolge der Krieg für die Selbstbestimmung, für die Freiheit aller<br />

Nationen usw. geführt worden wäre. Die italienische Regierung versuchte,<br />

der Bevölkerung Südtirols den Wechsel unter die neue Souveränität<br />

ein wenig zu versüßen. Dann folgte eine Periode des Misstrauens, das zu<br />

kleinen und bisweilen auch radikalen Maßnahmen führte, die im Grunde<br />

kein großes Unglück waren, aber soweit gingen, dass ein Carabiniere einmal<br />

sogar einem Bürger anordnete, die Mohnblumen zu schneiden, da sie<br />

weiß und rot, in den Farben Tirols blühten.<br />

Es folgte die Periode, in der man meinte, das Gebiet assimilieren,<br />

nationalisieren zu müssen.<br />

Alsdann ging man daran, die geographischen Namen zu übersetzen,<br />

sie bisweilen gegen jedes bessere Wissen zu übersetzen, manches<br />

Mal in irritierender Weise, ohne jeden Nutzen für den Staat.

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