EDUARD REUT-NICOLUSSI - Centro Documentazione Luserna
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Una vita da politico per il Sudtirolo 65<br />
Dort hatte er „die besten Eindrücke“ gewonnen. Rektor und Dekan<br />
seien ihm „mit großer Herzlichkeit“ entgegengekommen und „unter<br />
normalen Umständen“ würde er „ohne weiteres zugreifen“. Der<br />
Lehrauftrag umfasse allgemeine Rechtskunde, Verfassungs- und<br />
Verwaltungsrecht, Sozialrecht und möglicherweise noch Patentrecht.<br />
„Alles vor Laien und daher in populärwissenschaftlicher Form“,<br />
betonte Reut zufrieden. Daneben könne er Spezialvorlesungen halten<br />
und sich „der guten Bibliotheken bedienen, die in Wien zweifellos<br />
wohl ausgestattet bleiben werden“. Reut schränkte dann aber auch ein:<br />
Wenn man sich in den Bergen so festgesetzt habe wie seine Familie,<br />
stelle eine Übersiedlung „ein viel schwierigeres Problem dar als unter<br />
gewöhnlichen Umständen. Außerdem würde eine Umsiedlung im<br />
Kriege auch hinsichtlich der Ernährung und der Verbindung mit<br />
Südtirol eine Komplizierung bedeuten. Kurz, wenn es möglich ist, will<br />
ich doch lieber das Ende des Krieges hier abwarten. Die Frage muss<br />
sich in den nächsten Wochen klären“. Versteckte Anspielungen auf das<br />
NS-Regime und mehr oder weniger deutliche Hinweise auf die herrschenden<br />
Verhältnisse finden sich an einer Stelle: „Über die Dauer und<br />
die Art der Beendigung des Krieges möchte ich wohl gerne deine<br />
Prognose erfahren, aber ob Du einen schriftlichen Gedankenaustausch<br />
für zulässig ansiehst? Man weiß ja nicht, wie der Zensor darüber<br />
denkt. Vielleicht gibt er Dir seine Meinung durch einen kleinen<br />
Vermerk in diesem Brief bekannt“ 54 .<br />
Bald sollte die längst fällige Entscheidung über Reuts Weggang<br />
erfolgen. Reut war gemeinsam mit einem weiteren Kollegen an der<br />
TH in Wien erstgereiht, hatte diesem gegenüber aber offenbar ein<br />
fachliches Plus. Im Juni berichtete der Dozentenführer der TH Wien<br />
an den Wiener Gauleiter Baldur von Schirach, dass der für die erste<br />
Stelle in Aussicht genommene Reut-Nicolussi „als gediegener<br />
Fachmann“ gelte, „der allerdings noch in den Gedankengängen des<br />
Völkerbundes verhaftet ist, so dass seine Versetzung auf eine politisch<br />
indifferente Stelle, wie die Lehrkanzel an der Technischen<br />
53 Zurückbehaltene Privatkorrespondenz Reut-Nicolussi vom 13.3.1943 an Jacob ter<br />
Meulen. Privatbesitz Dr. Inge Lehne Wien.<br />
54 Zurückbehaltene Privatkorrespondenz Reut-Nicolussi vom 20.4.1943 an Jacob ter<br />
Meulen. Privatbesitz Dr. Inge Lehne Wien. Die Zensoranspielung bezog sich auf die<br />
Überwachung von Korrespondenzen ins Ausland.