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EDUARD REUT-NICOLUSSI - Centro Documentazione Luserna

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Intervento 251<br />

Ende des Nationalsozialismus in Tirol herbeigeführt werden könnte<br />

und ob und wie man in dieser Lage die Chance zur Erreichung der<br />

Landeseinheit nützen könnte.<br />

Es ging aber auch darum, wie man mit dem Erbe, das uns der<br />

Nationalsozialismus hinterlassen würde, zurechtkommen sollte. Reut-<br />

Nicolussi beschwor alle ja keine Akte persönlicher Rache, keine<br />

Selbstjustiz zu dulden. Begangene Verbrechen sollten von ordentlichen<br />

Gerichten nach gültigem Strafgesetz abgeurteilt werden. Scharf verurteile<br />

er das Prinzip der Kollektivschuld. Diese Grundsatzhaltung<br />

beeindruckte mich tief und bestimmte meine Rechtsauffassung - in<br />

Theorie und Praxis!<br />

Als dann am späten Nachmittag des 3. Mai 1945 die Amerikaner in<br />

Innsbruck kampflos einrückten, hat sie Prof. Reut-Nicolussi im Landhaus<br />

im Namen des Exekutiv-Ausschusses des Tiroler Widerstandes mit einer<br />

Rede in englischer Sprache in würdiger Weise begrüßt: „Wir heißen Sie in<br />

Tirol herzlich willkommen. Sie kommen als Vertreter eines Landes, das<br />

an seiner Pforte im Hafen New York das Standbild der Freiheit als<br />

Symbol seiner politischen Ideale aufgestellt hat.<br />

Wir begrüßen die amerikanischen Truppen als Sinnbild jener demokratischen<br />

Freiheit, die wir in diesem Land nach siebenjähriger<br />

Unterdrückung aufzubauen gewillt sind und die wir auch über ihren<br />

hiesigen Verbleib hinaus bewahren und verteidigen wollen“.<br />

Prof. Reut-Nicolussi nahm dieses Versprechen, die demokratischen<br />

Freiheiten in diesem Lande aufzubauen, für sich selbst sehr ernst und<br />

stellte seine Arbeitskraft, seine Erfahrung, sein Wissen und seine<br />

Grundsatztreue zur Verfügung. Wenn man das als junger Mensch aus<br />

der Nähe miterleben durfte, so hat dies das eigene politische Verhalten<br />

mitgeprägt.<br />

Sein eindrucksvolles Auftreten bei den großen Südtirol-Kundgebungen<br />

in den Jahren 1945/46, besonders beim Generalstreik im Mai 1946, ist für<br />

uns ebenso unvergesslich, wie sein unermüdliches Arbeiten für die<br />

Landeseinheit in Freiheit. Er setzte mit seiner Haltung für uns Maßstäbe.<br />

Tief beeindruckt hat mich Verantwortungsbewusstsein und Korrektheit<br />

des Universitätslehrers - es sind ja immer auch ganz persönliche

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