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Entwicklung des <strong>IBM</strong> <strong>System</strong>s 305 und des ersten Magnetplattenspeichers<br />
<strong>IBM</strong> 350<br />
Der <strong>IBM</strong> Mitarbeiter Reynold B. Johnson erhielt Anfang der<br />
50erJahre die Aufgabenstellung, ein Rechnersystem zu<br />
konzipieren, das die Möglichkeit hatte, jeden Geschäftsvorfall<br />
dann zu bearbeiten, wenn er anfällt mit einer Leistung<br />
von etwa 10.000 Fällen pro Tag (ohne Stapelverarbeitung,<br />
wie es die bis dahin verwendeten Lochkarten und Lochstreifen<br />
machten). Reynold B. Johnson stellte sich ein einzigartiges<br />
Team aus Entwicklern und Experten zusammen, um<br />
diese schwierige Aufgabe zu starten. Um eine möglichst<br />
angenehme Umgebung für diese Aufgabe zu haben, die<br />
möglichst viele Innovationen hervorbringen sollte, startete er<br />
das Projekt 1952 in San Jose, im sonnigen Kalifornien. Das<br />
Projekt trug damals den Namen „source recording“. Im<br />
Team von Johnson waren A.J. Critchlow, W.A. Goddard,<br />
J.W. Haanstra, H.P. Luhn, J. Ratinow und C.D. Stevens.<br />
Bereits ein Jahr später, 1953, fällte Johnson die Entscheidung,<br />
dass der Datenspeicher eine mit Magnetspeicherplatten<br />
arbeitende Dateianlage sein sollte.<br />
Damals war gerade die Entwicklungsarbeit der <strong>IBM</strong> Magnetbandeinheit<br />
726 abgeschlossen und das Team von Reynold<br />
B. Johnson erkannte schnell, dass Magnetbandeinheiten<br />
zwar sehr schnell im seqenziellen Bereich arbeiten konnten,<br />
sich allerdings bei direkten Zugriffen bezüglich der Zugriffszeit<br />
langsam verhielten. Die Zugriffszeiten bewegten sich in<br />
den Minutenbereich hinein und daher waren die Bänder für<br />
Sofortzugriffe bei ganz bestimmten Anwendungen nicht<br />
geeignet. Ein neuer Speicher, der diese Anforderungen<br />
erfüllen konnte, musste entwickelt werden. Die Lösung<br />
bestand aus 51 beidseitig beschichteten Aluminiumplatten,<br />
die auf einer vertikalen Welle montiert wurden und mit einer<br />
Geschwindigkeit von 1.200 Umdrehungen pro Minute<br />
rotierten. Man begnügte sich mit einem Paar von Schreib/<br />
Leseköpfen, die mittels eines Stahlseilantriebs zweidimensional<br />
positioniert wurden gemäß dem Inhalt eines Adressregisters.<br />
Dieser Vorgang dauerte maximal 800 ms. Damit<br />
konnte die Forderung erfüllt werden, etwa 10.000 Transaktionen<br />
pro Tag, jede sofort beim Eintreffen des Falles, zu<br />
bearbeiten. 1956 war es dann soweit, dass das neue Rechnersystem<br />
RAMAC 305 mit dem dazugehörigen Plattenspeicher<br />
RAMAC 350 auf den Markt gebracht werden konnte.<br />
RAMAC 350 als Teil des RAMAC 305-Rechnersystems<br />
Reynold B. Johnson, der kurz „Rey“ genannt wurde, hatte<br />
bis zu seiner Pensionierung 1971 die Zahl von 90<br />
U.S.Patenten angemeldet, fast ausschließlich Patente, die<br />
die Plattenweiterentwicklung betrafen.<br />
Mit der RAMAC 350 erblickte der erste Magnetplattenspeicher<br />
das Licht der Welt und es folgten ohne Unterbrechung<br />
über Jahrzehnte weitere Entwicklungen des Plattenspeichers<br />
mit dem ständigen Ziel, Kapazitätssteigerungen,<br />
Zugriffszeitverkürzungen, höhere Datenraten und geringere<br />
Kosten pro gespeichertes Megabyte zu erreichen. Dieser<br />
Entwicklungsgang wurde durch die American Society of<br />
Mechanical Engineers in 1984 gewürdigt, indem sie den<br />
RAMACPlattenspeicher zur „International Historic Mechanical<br />
Engineering Landmark“ (Landmark steht für Meilenstein)<br />
erklärte, in Anerkennung des andauernden Einflusses<br />
auf die Speichertechnologie.<br />
Reynold B. Johnson<br />
1952 – 1961 1962 – 1974 1975 – 1993 1994 – 1998 1999 – 2005 2006 – 2010 Software Anhang 221