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IBM System Storage-Kompendium

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Technologie-Anhang<br />

Durch einen glücklichen Zufall entdeckten die <strong>IBM</strong> Entwickler<br />

in der 2. Hälfte des Jahres 1999 die Möglichkeit einer neuen<br />

Aufzeichnungstechnik. Man sprach und spricht heute noch<br />

von der Entdeckung des paramagnetischen Effekts. Schon<br />

am 4. Oktober 1999 konnte das <strong>IBM</strong> Labor in Almaden eine<br />

Hard­Disk­Laborversion in dieser neuen Technik demonstrieren.<br />

In einer Presseveröffentlichung am 4. Oktober 1999<br />

wurde von einer Aufzeichnungsdichte von 35,3 Gbits/inch2 gesprochen – das sind über 5 Milliarden Bits auf den<br />

Quadratzentimeter. Damit war die Sprengung der bis dahin<br />

für MR­Technik gesehenen physikalischen Grenzen eingeleitet.<br />

Mit dieser Technik lassen sich vierfach höhere Kapazitäten<br />

auf demselben Raum realisieren!<br />

Um die magnetische Beschichtung einer Festplatte heute zu<br />

fertigen, wird unter Vakuum eine komplexe Legierung auf<br />

eine Glasscheiben­Oberfläche gesprüht (Kathodenzerstäubung),<br />

die anschließend „gebacken/gebrannt“ wird (Sputtern).<br />

Dabei entstehen ca. 80–100 Nanometer große magnetische<br />

Körner (MR­Technik). Für das Speichern von einem<br />

Bit richtet ein induktiver Schreibkopf die magnetische Orientierung<br />

von einigen Hundert solcher Partikel aus. Um Speicherdichten<br />

zu vergrößern, versuchte man, die Zahl der Körner<br />

zu reduzieren, die ein Bit bilden. Das hatte jedoch den<br />

gravierenden Nachteil, dass sich das Signal­Rausch­Verhältnis<br />

verschlech terte. Deshalb versuchte man, die Körner zu<br />

verkleinern und die Anzahl beizubehalten, die ein Bit bilden.<br />

Kommt allerdings die Korngröße unter ein bestimmtes Limit,<br />

verlieren die Par tikel ihre ferromagnetischen Eigenschaften<br />

(paramagnetisches Limit). Diesen Effekt kann man teilweise<br />

ausgleichen, indem man „härtere“ magnetische Materialien<br />

mit einer höheren Koerzitivfeldstärke verwendet. Problem<br />

hier ist die Tatsache, dass „härtere“ Materialien wiederum<br />

schwieriger zu magnetisieren sind und damit wesentlich<br />

mehr Energie für die Magnetisierung benötigen.<br />

Mit der Entdeckung des paramagnetischen Effekts und der<br />

paramagnetischen Aufzeichnungsmöglichkeit wurde eine<br />

Korngröße von ca. 25–30 Nanometer möglich, ohne dass<br />

auf härtere Materialien ausgewichen werden musste. Das<br />

bedeutete für die Aufzeichnungsdichte eine Vervierfachung<br />

der Kapazitäten, die auf demselben Raum abgebildet werden<br />

konnten.<br />

Dem MR­Kopf wird ein Spezialkopf vorgeschaltet, der ein vertikales<br />

Bit in der Metallkörnerstruktur erzeugt. Gleich danach<br />

wird das horizontale Datenbit geschrieben. Beide Bits<br />

stabi lisieren sich bei bestimmten Legierungen und lassen<br />

es zu, das horizontale Datenbit wesentlich kleiner zu gestalten<br />

und mit wesentlich höheren Drehgeschwindigkeiten und<br />

Datenraten auf der Platte zu arbeiten.<br />

Die Massenproduktion dieser Technik wäre sehr komplex<br />

und kostenintensiv geworden. Deshalb beschritten die Entwickler<br />

andere Wege. Dies führte dazu, dass <strong>IBM</strong> die<br />

Massenproduk tion der sogenannten Pixie-Dust-Technologie<br />

im Mai 2001 einleitete, was damals die gesamte Fachpresse<br />

aufrüttelte, weil noch wesentlich höhere Kapazitäten bei noch<br />

schnelleren Drehgeschwindigkeiten realisiert werden konnten.<br />

Im Jahr 2000 erhielt die <strong>IBM</strong> als erste Firma die National<br />

Medal of Technology for Innovations in <strong>Storage</strong> von der<br />

amerikanischen Regierung, eine Auszeichnung, die bisher<br />

ausschließlich an Einzelpersonen verliehen wurde. Grund für<br />

die Auszeichnung: die Massenproduktion von Micro­Drives<br />

und die Entdeckung des paramagnetischen Effekts. Sie ist<br />

eine der höchsten technologischen Ehrungen.<br />

Die AFC­Aufzeichnungstechnik (Pixie Dust) erlaubt es, bei<br />

mittleren Korngrößen von 4–8 Nanometer im Dünnfilm eine<br />

wesentlich höhere thermische Langzeitstabilisierung zu erzielen,<br />

ohne dafür eine höhere Koerzitivfeldstärke des Materials<br />

in Kauf nehmen zu müssen. Das heißt: Verwendung von<br />

wesentlich kleineren Körnern als Magnetisierungsträger bei<br />

weicheren Materialien. Dazu wird dem bisher verwendeten,<br />

klassischen Metallfilm aus Kobalt, Platin und Chrom noch Bor<br />

zugesetzt.<br />

Prinzip der AFC(AntiFerromagnetically Coupled)-Aufzeichnungstechnik<br />

234 1952 – 1961 1962 – 1974 1975 – 1993 1994 – 1998 1999 – 2005 2006 – 2010 Software Anhang

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