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Die Erziehung in <strong>de</strong>r Schule Gottes (J.B.S.)<br />
David<br />
Unversöhnlichkeit bestätigt; Davids Schicksal scheint besiegelt, Er verläßt sein Versteck<br />
und läßt, mit Jonathan vereint, <strong>de</strong>m brennen<strong>de</strong>n Schmerz eines vollen Herzens freien Lauf.<br />
Immer noch beherrscht, und <strong>de</strong>n Anstand wahrend, <strong>als</strong> er Jonathan entgegenging, „fiel<br />
er auf sein Antlitz zur Er<strong>de</strong> und beugte sich dreimal nie<strong>de</strong>r; und sie küßten einan<strong>de</strong>r und<br />
weinten miteinan<strong>de</strong>r, bis David über die Maßen weinte.“ Welche Szene war es, welch ein<br />
Losreißen! Das letzte Bin<strong>de</strong>glied, das David mit <strong>de</strong>m fruchtbaren und einst herrlichen<br />
Schauplatz seines Han<strong>de</strong>lns verband, ist zerbrochen. In einem Augenblick ist er alles <strong>de</strong>ssen<br />
beraubt, was er schätzte und liebte. Ehre, Stellung, Dienst schwin<strong>de</strong>n vor seinen Augen<br />
dahin, ja selbst die Gemeinschaft <strong>de</strong>s Herzens, das ihm immer noch treu blieb. Von nun an<br />
muß er seine öffentliche Laufbahn aufgeben, seine Verbindung zum König, seine tapferen<br />
Kämpfe für sein Volk gegen <strong>de</strong>ssen Fein<strong>de</strong>, und die Liebe und Teilnahme Jonathans. Er muß<br />
sich aus <strong>de</strong>r öffentlichkeit zurückziehen und sie scheinbar mit Nutzlosigkeit vertauschen.<br />
Wir alle wissen, was es für die menschliche Natur be<strong>de</strong>utet, das aufzugeben, was sie<br />
erwartete o<strong>de</strong>r besaß, – wie schwer ist es, mit irgendwelcher Freudigkeit zu <strong>de</strong>m früheren<br />
Zustand zurückzukehren. Aus welchem Grun<strong>de</strong> geschah dies alles? Um <strong>de</strong>s ungerechten<br />
und tödlichen Hasses <strong>de</strong>s Herrschers Israels willen. Wenn David nicht erkennen konnte, wie<br />
wir es heute können, daß es Gott Selbst war, Der die Wege lenkte, um David weiterzubil<strong>de</strong>n<br />
und für spätere Größe passend zu machen, so hätte er wohl zu Bo<strong>de</strong>n geschmettert wer<strong>de</strong>n<br />
können. Der Kampf mit <strong>de</strong>m Löwen und <strong>de</strong>m Bären, mit Goliath und <strong>de</strong>n Philistern war<br />
mit diesem Schlage nicht zu vergleichen. Groß muß die Einsamkeit seiner Seele in jenen<br />
Stun<strong>de</strong>n gewesen sein. Und <strong>als</strong> <strong>de</strong>r hochgelobte Herr über Jerusalem weinte, müssen<br />
sicherlich Schmerzen <strong>de</strong>r gleichen Art, wenn auch unvergleichlich tiefere und heiligere,<br />
Sein zartfühlen<strong>de</strong>s Herz durchfurcht haben. David und Jonathan trennen sich mit einem<br />
Ei<strong>de</strong> und in ungestörter Verbun<strong>de</strong>nheit; aber ihre Lebenswege gehen nun auseinan<strong>de</strong>r.<br />
David, <strong>de</strong>r verworfene König, muß noch eine Lei<strong>de</strong>nszeit durchmachen und in dieser an<strong>de</strong>re<br />
Gefährten seines Lei<strong>de</strong>ns und seiner Verwerfung fin<strong>de</strong>n; während Jonathan „in die Stadt“<br />
zurückkehren mußte, zum Hause seines Vaters, <strong>de</strong>m Bin<strong>de</strong>glied, das er nicht abstreifen<br />
kann. Diese Szene zeigt uns im Vorbild <strong>de</strong>n wahren David in Seiner Verwerfung und, <strong>de</strong>n<br />
jüdischen Überrest, <strong>de</strong>r we<strong>de</strong>r mit Ihm lei<strong>de</strong>t noch mit Ihm herrscht.<br />
1. Samuel 21. David wur<strong>de</strong> in völliger Abhängigkeit auf Gott geworfen, und seine erste<br />
Handlung nach <strong>de</strong>r von uns betrachteten Trennung ist sein Gang zu <strong>de</strong>m Hohenpriester.<br />
Die Seele, die <strong>de</strong>n Platz <strong>de</strong>r Abhängigkeit einnimmt, wen<strong>de</strong>t sich stets (wenn auch vielleicht<br />
ohne klare Rechenschaft über <strong>de</strong>n Beweggrund) zu Gottes anerkanntem Zeugnis auf Er<strong>de</strong>n.<br />
Ich glaube, daß wir, wenn wir <strong>de</strong>n Platz <strong>de</strong>r Verbannung in <strong>de</strong>r Welt um <strong>de</strong>s Herrn willen<br />
(wenn es uns auch noch so wenig bewußt ist) einnehmen, stets instinktiv die Kirche<br />
(Versammlung), <strong>als</strong> Gottes aufgestelltes Zeugnis auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>, aufsuchen. David tut das<br />
im Prinzip, wenn wir auch mit Recht seine Unaufrichtigkeit Ahimelech gegenüber ta<strong>de</strong>ln<br />
mögen. Selten jedoch han<strong>de</strong>lt <strong>de</strong>r neue Mensch, ohne das <strong>de</strong>r alte, in <strong>de</strong>m Versuch <strong>de</strong>s<br />
Mitwirkens, Schwäche und sittlichen Tiefstand beweist. David erhält von Ahimelech sowohl<br />
Brot <strong>als</strong> auch ein Schwert (tatsächlich das Schwert Goliaths, ein An<strong>de</strong>nken an seinen ersten<br />
öffentlichen Sieg). Er nahm in diesem Augenblick bildlich <strong>de</strong>n Platz <strong>de</strong>s Herrn in Israel ein,<br />
<strong>als</strong> Dessen Jünger, durch <strong>de</strong>n Hunger getrieben, die Ähren <strong>de</strong>s stehen<strong>de</strong>n Getrei<strong>de</strong>s, durch<br />
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