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Deutsche Übersetzung des Buches The Art and ... - Gruppen.tu-bs.de

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eine dauerhafte gedankliche Assoziation erzeugen, um es erkennen zu können.<br />

So etwas geht und wur<strong>de</strong> auch gemacht, aber es braucht dazu eine Menge Zeit<br />

und uns erwächst daraus ein neues Risiko: die Gefahr <strong>de</strong>r Überlagerung mehrerer<br />

dieser Verbindungen (zwei verschie<strong>de</strong>ne Wege: ein bewußt gesteuerter und<br />

einer, <strong>de</strong>r nach Etablierung <strong>de</strong>r Verbindung unterbewußt abläuft). Das Ergebnis<br />

kann sein, daß man verzweifelt und die Telegrafie aufgibt.<br />

Erinnerung und Gedächtnis sind sehr komplizierte Mechanismen. In vielen<br />

Jahren experimenteller Untersuchungen <strong>de</strong>r Gedächtnis-Funktionen hat sich<br />

herausgestellt, daß wir nicht nur verschie<strong>de</strong>nen <strong>Art</strong>en von Gedächtnis haben,<br />

son<strong>de</strong>rn daß je<strong>de</strong> über unterschiedliche S<strong>tu</strong>fen verfügt. Die erste S<strong>tu</strong>fe bil<strong>de</strong>n<br />

die sogenannten “sensorischen Register”, die, wenn wir etwas hören o<strong>de</strong>r sehen,<br />

für eine sehr kurze Zeit diesen Sinneseindruck speichern, so daß er <strong>de</strong>m Bewußtsein<br />

noch einen kurzen Moment präsent bleibt und dann rasch verschwin<strong>de</strong>t<br />

(Persistenz <strong>de</strong>r Wahrnehmung). Wenn wir aufmerksam sind und uns <strong><strong>de</strong>s</strong> Bil<strong><strong>de</strong>s</strong><br />

o<strong>de</strong>r Tones bewußt sind, wird dieser Sinneseindruck an <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Teil<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong> Kurzzeit-Gedächtnisses weitergereicht, wo er etwa 15 bis 20 Sekun<strong>de</strong>n verbleibt.<br />

Dann verblaßt er langsam, außer wenn wir a<strong>bs</strong>ichtlich versuchen, ihn ein<br />

wenig länger im Gedächtnis zu behalten o<strong>de</strong>r ihn durch <strong>de</strong>n Wunsch, uns später<br />

daran zu erinnern, festigen und in <strong>de</strong>n Speicher <strong><strong>de</strong>s</strong> Langzeit-Gedächtnisses<br />

übertragen.<br />

Wenn wir von unserem “Gedächtnis” sprechen, meinen wir üblicherweise<br />

dieses Langzeit-Gedächtnis. Da es <strong>de</strong>n meisten von uns anscheinend leichter fällt,<br />

sich Dinge zu merken, die sie gesehen, als Dinge, die sie gehört haben, scheint<br />

<strong>de</strong>r visuelle Weg zum Lernen <strong>de</strong>r attraktivere zu sein. Da aber das Hören <strong><strong>de</strong>s</strong><br />

Morseco<strong><strong>de</strong>s</strong> eine Sache <strong><strong>de</strong>s</strong> Gehörs ist, sollten wir auf die richtige Weise lernen,<br />

nämlich durch Trainieren unserer akustischen “Speicherbänke”. Jetzt wird uns<br />

auch klar, warum das Erlernen <strong>de</strong>r Morsetelegrafie mit optischen Hilfsmitteln<br />

<strong>de</strong>r viel schwerere Weg ist und für unseren Lernfortschritt ein unüberwindliches<br />

Hin<strong>de</strong>rnis darstellt.<br />

Einige weitere Fragen und Überlegungen<br />

Die komplizierte Zusammenarbeit verschie<strong>de</strong>ner Teile <strong><strong>de</strong>s</strong> Gehirns wirft die Frage<br />

auf, was genau beim Aufnehmen <strong>de</strong>r Morsesignale vor sich geht. Untersuchungen<br />

<strong>de</strong>r Gedächtnis-Funktionen befassen sich meistens mit Dingen, <strong>de</strong>ren<br />

wir uns völlig bewußt sind und an die wir uns entwe<strong>de</strong>r erinnern o<strong>de</strong>r sie vergessen<br />

wollen. Wenn es um die hohe Schule <strong>de</strong>r Morsekunst geht, ist aber eher die<br />

Funktion <strong><strong>de</strong>s</strong> Unterbewußtseins, seine Beziehung zum Bewußtsein und bei<strong>de</strong>r<br />

Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Gedächtnisspeicher von Interesse.<br />

Wenn unsere Fähigkeiten in <strong>de</strong>r Telegrafie steigen, wird die Beherrschung <strong>de</strong>r<br />

Mechanik dieser ’Sprache’ zunehmend zu einer Sache <strong><strong>de</strong>s</strong> Unterbewußtseins, welches<br />

das Gehörte <strong>de</strong>m Bewußtsein weitergeben kann o<strong>de</strong>r auch nicht. In diesem<br />

Verarbei<strong>tu</strong>ngsprozeß kann die bewußte Wahrnehmung <strong><strong>de</strong>s</strong> übertragenen Inhaltes<br />

sogar gleich Null sein: Sie schreiben das, was Sie empfangen, einfach mit,<br />

und <strong>de</strong>nken dabei an etwas ganz <strong>and</strong>eres. Wenn wir Telegrafie hören, sind wir<br />

uns zunächst <strong>de</strong>r Worte wohl bewußt, aber später mehr und mehr nur noch<br />

<strong>de</strong>r Gedanken, die übermittelt wer<strong>de</strong>n und nicht mehr <strong>de</strong>r Worte sel<strong>bs</strong>t. Auf<br />

diesen bei<strong>de</strong>n höheren S<strong>tu</strong>fen unserer Kunst wer<strong>de</strong>n Worte o<strong>de</strong>r Gedanken jeweils<br />

gesammelt und zumin<strong><strong>de</strong>s</strong>t im Kurzzeit-Gedächtnis abgelegt, oft auch in<br />

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