Deutsche Ãbersetzung des Buches The Art and ... - Gruppen.tu-bs.de
Deutsche Ãbersetzung des Buches The Art and ... - Gruppen.tu-bs.de
Deutsche Ãbersetzung des Buches The Art and ... - Gruppen.tu-bs.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
das Langzeit-Gedächtnis übertragen, so daß wir <strong>de</strong>n Sinn <strong><strong>de</strong>s</strong> gesamten Textes<br />
erfassen, so, wie wir es bei <strong>de</strong>r normalen Sprach-Kommunikation auch können.<br />
Vielleicht ist dann das Einzige, was uns zu Bewußtsein kommt (wenn wir<br />
überhaupt darüber nach<strong>de</strong>nken) dasjenige, was wir verstehen wollen o<strong>de</strong>r <strong><strong>de</strong>s</strong>sen<br />
Einzelheiten uns interessieren. Es mag mit <strong>de</strong>m Lenken eines Autos vergleichbar<br />
sein: unsere Augen empfangen Sinneseindrücke von Verkehr und Verkehrszeichen,<br />
wir hören bestimmte Laute und wir reagieren darauf durch Betätigung<br />
von Lenkrad, Gas und Bremse <strong>de</strong>rmaßen automatisch, daß, wenn uns später<br />
jem<strong>and</strong> zu bestimmten Details <strong><strong>de</strong>s</strong> Fahrens fragt, wir uns nicht daran erinnern<br />
können. Diese gewohnheitsmäßige Reaktion auf bestimmte Reize <strong>de</strong>r Außenwelt<br />
ist oft so fest im Gehirn verankert, daß sie über sehr lange Zeit erhalten bleibt.<br />
Wenn ein solcher Vorgang einmal gestartet ist, läuft er vollautomatisch weiter.<br />
Eine <strong>and</strong>ere, weniger häufige Erscheinung ist diese: im Laufe <strong>de</strong>r Jahre wur<strong>de</strong><br />
festgestellt, daß Menschen mi<strong>tu</strong>nter mentale “Bil<strong>de</strong>r” o<strong>de</strong>r “Ton-Aufnahmen”<br />
von Dingen und Ereignissen im Gedächtnis behalten, die früher in ihrem Leben<br />
vorgekommen sind und <strong>de</strong>nen sie damals keine Aufmerksamkeit und kein<br />
Interesse geschenkt haben. Unter bestimmten Bedingungen können sie sich diese<br />
wie<strong>de</strong>r vergegenwärtigen – sogar dann, wenn sie damals o<strong>de</strong>r heute keinen<br />
Sinn ergeben. Eine ältere Dame konnte sich an längere Textpassagen einer viele<br />
Jahre zurückliegen<strong>de</strong>n Unterhal<strong>tu</strong>ng erinnern (die in einer ihr frem<strong>de</strong>n Sprache<br />
geführt wur<strong>de</strong>). Eine <strong>and</strong>ere sang ein Lied in <strong>de</strong>r Muttersprache ihrer Mutter,<br />
die sie sel<strong>bs</strong>t nie erlernt hatte. Die Experten beschreiben, daß dieses Langzeit-<br />
Gedächtnis nicht notwendigerweise unbegrenzt und auch nicht perfekt funktioniert.<br />
Alle Erinnerungen neigen dazu, sich mit <strong>de</strong>r Zeit abzuschwächen und sie<br />
wer<strong>de</strong>n oftmals auf verschie<strong>de</strong>ne Weise verän<strong>de</strong>rt, verzerrt und mi<strong>tu</strong>nter sogar<br />
ins Gegenteil verkehrt.<br />
Eine Ausnahme davon sind die Erinnerungen, die mit körperlichen Fähigkeiten<br />
assoziiert sind, wie ein Musikinstrument spielen, Autofahren, Stenografie,<br />
Telegrafie usw. Leute, die diese Fähigkeiten lange nicht mehr ausüben, wer<strong>de</strong>n<br />
sie im Allgemeinen auch nach Jahrzehnten noch überraschend gut beherrschen.<br />
Ein wenig Übung reicht in <strong>de</strong>r Regel aus, um die frühere Bestform wie<strong>de</strong>rzuerlangen,<br />
außer natürlich bei körperlichen Einschränkungen. Dies wur<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r<br />
und wie<strong>de</strong>r beobachtet. Auf diesem faszinieren<strong>de</strong>n Gebiet ist sicher noch vieles<br />
zu erforschen, beson<strong>de</strong>rs, wenn es um die Suche nach besseren Wegen zur<br />
Weiterentwicklung unserer Telegrafie-Fähigkeiten geht.<br />
Die alten Beruftselegrafisten, die noch von Papierstreifen ablesen mußten,<br />
lernten (wenn überhaupt) selten CW so, wie wir es heute <strong>tu</strong>n, son<strong>de</strong>rn sie erlernten<br />
<strong>de</strong>n visuellen Eindruck <strong>de</strong>r Buchstaben und Worte auf <strong>de</strong>n Papierstreifen.<br />
Beim Ablesen dieser Streifen spielt noch ein <strong>and</strong>erer Aspekt eine Rolle: es ist<br />
mehr, als ob man gedruckten Text liest, wo man je<strong>de</strong>n Buchstaben im Gesamtzusammenhang<br />
vor Augen hat und nicht lediglich mit einer Aufein<strong>and</strong>erfolge<br />
von Zeichen konfrontiert ist.<br />
Ein Funker, <strong>de</strong>r gewohnt war, im 35–40 WpM-Bereich zu arbeiten, war einmal<br />
fünf Jahre lang nicht tätig. Als er sich erneut hinsetzte und CW hörte,<br />
konnte er gera<strong>de</strong> einmal mit 15 WpM mitschreiben. Sein Kommentar: ”<br />
Das ist<br />
ja unglaublich!“ Am Mittag <strong><strong>de</strong>s</strong>selben Tages war er bereits bei 24 WpM und<br />
später am Nachmittag hatte er sein altes Tempo wie<strong>de</strong>rerlangt – nach nur wenigen<br />
S<strong>tu</strong>n<strong>de</strong>n Übung. ”<br />
Man kann doch ganz schön einrosten,“ meinte er.<br />
113