Aufbruch in eine solidarische und gerechte Zukunft - Deutsche ...
Aufbruch in eine solidarische und gerechte Zukunft - Deutsche ...
Aufbruch in eine solidarische und gerechte Zukunft - Deutsche ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Das christliche Menschenbild umfaßt das Menschse<strong>in</strong> <strong>in</strong> all se<strong>in</strong>en Dimensionen.<br />
Von daher sollte es eigentlich selbstverständlich se<strong>in</strong>, daß sich die<br />
Kirchen konkret mit drängenden wirtschaftlichen <strong>und</strong> sozialen Fragestellungen<br />
als wesentlichen Gr<strong>und</strong>bed<strong>in</strong>gungen des menschlichen Lebens befassen.<br />
Denn die Kirchen können den Menschen im Alltag nur erreichen,<br />
wenn sie sich se<strong>in</strong>en täglichen Sorgen <strong>und</strong> Nöten <strong>und</strong> damit zugleich auch<br />
den großen Fragen unserer Zeit zuwenden.<br />
Ich freue mich zusätzlich über die Tatsache e<strong>in</strong>es Geme<strong>in</strong>samen Wortes der<br />
Kirchen, weil es sich hier um e<strong>in</strong>en im kirchlichen Prozeß bisher fast e<strong>in</strong>maligen<br />
Vorstoß handelt, der besonderer Würdigung bedarf. Vielleicht eignen<br />
sich Fragen der wirtschaftlichen <strong>und</strong> sozialen Gestaltung wegen der weniger<br />
gr<strong>und</strong>sätzlichen Auffassungsunterschiede besonders für den kirchlichen<br />
Brückenschlag. Katholische Soziallehre <strong>und</strong> evangelische Sozialethik<br />
stehen sich eben nicht als f<strong>und</strong>amentale Gegensätze im Weg. Im Gegenteil.<br />
Und ich gehe so weit, zu sagen, daß sie zu den geistigen F<strong>und</strong>ierungen unseres<br />
Sozialstaates gehören.<br />
E<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Vorgehen der beiden großen Kirchen <strong>in</strong> diesen Fragen ersche<strong>in</strong>t<br />
mir aber auch deshalb s<strong>in</strong>nvoll, weil beide Kirchen im Gesamtchor<br />
der pluralistischen Interessen vere<strong>in</strong>t verstärktes Gehör f<strong>in</strong>den. E<strong>in</strong> vere<strong>in</strong>tes<br />
Wort darf <strong>in</strong>sofern auf e<strong>in</strong> größeres Echo hoffen. Auch das Verfahren des<br />
offenen Diskurses, den die beiden Kirchen für ihr geme<strong>in</strong>sames Wort zur<br />
wirtschaftlichen <strong>und</strong> sozialen Lage <strong>in</strong> Deutschland gewählt haben, gefällt<br />
mir gut.<br />
Das Instrument des Konsultationsprozesses unter E<strong>in</strong>beziehung aller Beteiligten<br />
<strong>und</strong> Betroffenen – seien sie Laien, Amtsträger oder Experten – könnte<br />
außerhalb, aber auch <strong>in</strong>nerhalb der Kirchen Vorbild für den Prozeß des<br />
Suchens <strong>und</strong> F<strong>in</strong>dens von Lösungen für brennende Fragen <strong>und</strong> Probleme<br />
se<strong>in</strong>. Ich möchte beide Kirchen also ermuntern, auf diesem Wege fortzuschreiten.<br />
Der „Weg ist das Ziel“, wie es im ersten Entwurf heißt.<br />
Die Kirchen bekennen sich mit ihrer Diskussionsgr<strong>und</strong>lage e<strong>in</strong>deutig <strong>und</strong><br />
unmißverständlich zu e<strong>in</strong>er verantworteten Ordnung der Sozialen Marktwirtschaft,<br />
das heißt zu Freiheit <strong>und</strong> Wettbewerb wie zur sozialen Gerechtigkeit.<br />
Freiheit bedeutet <strong>in</strong> diesem Zusammenhang nicht Beliebigkeit oder Recht<br />
des Stärkeren. Christlich verstandene Freiheit umschließt Verantwortung,<br />
Subsidiarität <strong>und</strong> Solidarität.<br />
132