Aufbruch in eine solidarische und gerechte Zukunft - Deutsche ...

Predigt in der Französischen Friedrichstadtkirche
– gehalten von Generalsuperintendentin Ingrid Laudien –
Daniel 9, Vers 8
Sie nannten ihn Daniel, ihren Jungen, was heißt: Gott ist mein Richter. Von
klein auf nahmen sie ihn mit in den Tempel und er erlebte, wie die Erwachsenen
Gott ehren, beten, hören und wie sie Neuigkeiten austauschten, politische
Ereignisse werteten und wie, wenn sie zu laut wurden, der Tempeldiener
sie zur Ruhe mahnte. „Denn wie kann man nur so schwatzen, sich so
erregen, wenn Juden das Wort an den Herrscher der Welt richten? Wie können
die Völker und ihre Armeen sich für ein Fleckchen Erde oder ein paar
Sätze gegenseitig umbringen, wenn Gott den Gläubigen sein Ohr leiht?“
(Eli Wiesel)
Sie zeigten dem Jungen, wie man den Sabbat begeht, wie man sich verhält,
wenn der Schofar ertönt, das Widderhorn, um die sündigen Seelen am Neujahrstag
zur Buße zu rufen. Sie erzählten ihm, daß beim besonderen Klang
des Horns selbst die Fische im Wasser zittern.
Sie beteten mit ihm, am Abend und am Morgen und sie brachten ihm bei,
daß es zur Konzentration gut ist, wenn man sich dabei in die Richtung wendet,
wo Jerusalem liegt, wo der Tempel ist. Sie erzählten ihm die Geschichten
seines Volkes, vor allem immer wieder die eine, wie sie aus Hunger nach
Ägypten gewandert waren und auf wunderbare Weise wieder in ihre Heimat
kamen. Sie sorgten dafür, daß der Junge tief im Glauben und in den Traditionen
seines Volkes verwurzelt wurde, so wie sie selbst es waren. Er sollte,
wie seine Eltern, erfahren, daß Verwurzelung im Glauben Halt im Leben
gibt.
Plötzlich, wenn auch nicht unerwartet, brach die Kindheit ab. Die mächtigen
Babylonier waren über das kleine Israel hergefallen und es wurde angeordnet,
daß Daniel und drei andere Jungen in eine Eliteschule nach Babylon
kamen, wo willfährige Staatsdiener ausgebildet wurden. Wie es den
Jungen, den jungen Männern in Babylon ging, kann man nachlesen im Danielbuch.
Was sie gehalten und erhalten hat, war so, daß es für uns im Wochenspruch
für diese Woche erhalten ist, die Zeile eines Gebetes, das unser
Gebet werden kann:
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