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Aufbruch in eine solidarische und gerechte Zukunft - Deutsche ...

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Die Wirklichkeit, die Herr Warnke wahrnimmt, nehme ich nicht wahr. Und<br />

deshalb muß der Versuch gemacht werden, die Spaltung unserer Gesellschaft,<br />

die bereits e<strong>in</strong>getreten ist, die auch e<strong>in</strong>e Wahrnehmungsgrenze darstellt,<br />

zu überschreiten. Daraus folgen für mich zwei Erwartungen. E<strong>in</strong>mal<br />

an den Konsultationsprozeß selber. Ich b<strong>in</strong> verblüfft, daß ich vorh<strong>in</strong> höre,<br />

daß die Geme<strong>in</strong>den die Arbeitslosen kennenlernen, mit ihnen reden sollen.<br />

Unsere Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen s<strong>in</strong>d die Arbeitslosen. Und wenn ich von<br />

der Bibelst<strong>und</strong>e, die ich vergangenen Montag gehalten habe, die Arbeitslosen<br />

abziehe, dann bleiben mir e<strong>in</strong> paar Rentner, e<strong>in</strong> paar Vorruheständler,<br />

also verdeckte Arbeitslose, e<strong>in</strong>e Handvoll Jugendliche <strong>und</strong> drei, vier Überforderte,<br />

die sich gerade noch aufgemacht haben, um dabei zu se<strong>in</strong>, weil sie<br />

ohne das biblische Wort nicht leben können. Also auch hier e<strong>in</strong>e Wahrnehmungsgrenze.<br />

Wir sollen versuchen, das Zeugnis der Betroffenen auch <strong>in</strong> der Versammlung<br />

wie dieser – ich b<strong>in</strong> dankbar für die Grüße aus Sachsen, ich wünschte<br />

mir, es wären nicht die e<strong>in</strong>zigen gewesen – <strong>in</strong> solche Versammlungen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zubekommen.<br />

Es ist offenbar unmöglich, die Wirklichkeit des anderen<br />

wahrzunehmen, wenn ich mit 4.000, 6.000 oder 8.000 Mark regelmäßig<br />

rechnen kann <strong>und</strong> weiß, daß Besitzstandswahrung das mir auch <strong>in</strong> <strong>Zukunft</strong><br />

zusichert. Natürlich wird mir e<strong>in</strong> bißchen schwül, wenn ich sehe, wie die<br />

Wirtschaft sich entwickelt. Es ist sche<strong>in</strong>bar unmöglich, von e<strong>in</strong>er Seite aus<br />

die andere wahrzunehmen. Ich denke, wir müssen im Fortgang des Konsultationsprozesses<br />

– Gott möge verhüten, daß er zu Ende ist – sehr viel stärker<br />

die Betroffenen e<strong>in</strong>beziehen. Denn e<strong>in</strong>mal haben die Zeugnisse der Betroffenheit<br />

die Wirklichkeit der DDR-Verbände verändert. Ich wünsche mir<br />

Zeugnisse der Betroffenheit, die diese B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland verändern,<br />

weil sie endlich die Wahrnehmungsgrenze durchbrechen <strong>und</strong> es möglich<br />

machen, daß ich sehe, wo ich wirklich lebe.<br />

Zweitens erwarte ich sehr viel mehr von den Medien, als bisher von den<br />

Medien auf diesem Felde erledigt werden konnte. Nicht Extremmeldungen,<br />

nicht Spitzenbeschreibung, Bonn <strong>und</strong> Umgebung ist nicht Deutschland,<br />

sondern Teilhabe an der Existenz derer, die längst auf der anderen Seite s<strong>in</strong>d<br />

<strong>und</strong> die Hoffnung aufgegeben haben. In me<strong>in</strong>em Land lebt die Mehrzahl der<br />

Leute, die Jahrzehnte lang Objekt anonymer politisch-ideologischer Mächte<br />

gewesen s<strong>in</strong>d. Sie erleben sich jetzt als Objekt anonymer wirtschaftlichideologischer<br />

Mächte. Und das kann nicht so bleiben. Und deshalb wünsche<br />

ich mir, daß die Medien hier anders verfahren als bisher. Ich wünsche mir<br />

Analysen aus eigener Erfahrung. Ich wünsche mir Korrespondenten <strong>und</strong><br />

Journalisten, die Existenz teilen vor Ort. Nicht die Käuflichkeit, sondern die<br />

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