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Aufbruch in eine solidarische und gerechte Zukunft - Deutsche ...

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Mascha Jo<strong>in</strong>-Lambert<br />

Ich habe mir als gute Protestant<strong>in</strong> e<strong>in</strong>mal die Mühe gemacht, die Reden von<br />

Pastor Friedrich von Bodelschw<strong>in</strong>gh, die er hier <strong>in</strong> diesem Hause, im<br />

Preußischen Landtag vor 100 Jahren gehalten hat, durchzulesen. Er klagt<br />

dar<strong>in</strong> nicht nur <strong>in</strong> sehr e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glichen Worten die Not der damals Ärmsten<br />

<strong>und</strong> ihrer Familien an, er macht auch Vorschläge, wie kapitalfördernd <strong>und</strong><br />

damit zukunftsfördernd für diese Menschen gehandelt werden könnte, <strong>in</strong>dem<br />

er z. B. auch die Eigenheime e<strong>in</strong>forderte. Was mich aber nachdenklich<br />

gemacht hat beim Durchlesen dieser Reden, ist, daß heute, 100 Jahre später,<br />

nach 100 Jahren Arbeiterbewegung, christlicher Sozialethik, Sozialstaat<br />

<strong>und</strong> staatlicher Sozialpolitik wir eigentlich wieder soweit s<strong>in</strong>d, daß die Ärmsten<br />

unter uns nicht selber mitsprechen <strong>und</strong> mitreden können, sondern daß<br />

sich immer nur e<strong>in</strong> paar Menschen f<strong>in</strong>den <strong>und</strong> das s<strong>in</strong>d sehr wenige, die für<br />

sie sprechen müssen <strong>und</strong> die sich mit ihnen auch <strong>in</strong> Form geme<strong>in</strong>samer <strong>Zukunft</strong>sf<strong>in</strong>dung<br />

ause<strong>in</strong>andersetzen. Wenn wir wollten, könnten wir das viel<br />

weiter <strong>in</strong> die Geschichte zurückverfolgen, daß eben die Armen selber nie<br />

auch mitsprechen konnten, <strong>und</strong> daß wir Armutsbekämpfung auch nie so angegangen<br />

s<strong>in</strong>d, daß wir den Armen <strong>in</strong> ihren eigenen Vorschlägen <strong>und</strong> Vorstellungen,<br />

<strong>in</strong> ihrem eigenen Denken gefolgt wären. Ich möchte e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>laden,<br />

daß sich <strong>in</strong> diesem Prozeß, der jetzt zustandegekommen ist, e<strong>in</strong> paar<br />

Menschen f<strong>in</strong>den, die <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne, neben der Betreuung <strong>und</strong> Versorgung,<br />

auch mit den Armen <strong>Zukunft</strong> zu gestalten bereit s<strong>in</strong>d.<br />

Helmut Groß<br />

Es wird im bisherigen Konsultationsprozeß deutlich, daß es ganz schwer ist,<br />

verschiedene Erfahrungen von Wirklichkeit e<strong>in</strong>ander anzunähern oder sich<br />

gegenseitig zu vermitteln, von e<strong>in</strong>er sozialen Schicht zur anderen, von e<strong>in</strong>er<br />

geographischen Region zur anderen. Es ist fast unmöglich, die gleiche Welt<br />

wahrzunehmen. Der erste Diskussionsbeitrag heute kam für mich aus e<strong>in</strong>er<br />

anderen Welt, als ich sie erlebe. Ich erlebe nicht Arbeitslose, die das soziale<br />

Netz zur Hängematte mißbrauchen, sondern ich erlebe Arbeitslose, die jede<br />

nur sich bietende Gelegenheit ergreifen, um Arbeit zu bekommen. Und<br />

ich erlebe Arbeitende, die Sonntag früh 3.00 Uhr ihre Familie verlassen, <strong>in</strong><br />

die Nähe von Nürnberg, Erlangen, München oder an den Bodensee fahren,<br />

am Donnerstag, Freitag oder Sonnabend zurückkommen, da zum erstenmal<br />

wieder ihre K<strong>in</strong>der sehen <strong>und</strong> sich glücklich preisen, jemanden zu haben,<br />

der sich um diese K<strong>in</strong>der kümmert, denn manchmal s<strong>in</strong>d es beide Ehepartner,<br />

die das tun.<br />

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