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Aufbruch in eine solidarische und gerechte Zukunft - Deutsche ...

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klärt zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t. Wir brauchen mehr Beteiligung <strong>und</strong> Engagement, die<br />

auch nicht frei s<strong>in</strong>d vom Pathos, von Affekten <strong>und</strong> von leidenschaftlichem<br />

Eifer. Energischer E<strong>in</strong>satz für e<strong>in</strong>e Sache, die immer wieder auch verwischt,<br />

zerredet <strong>und</strong> aufgeschoben wird, tut not. Hier ist e<strong>in</strong>e „Parteilichkeit“<br />

vonnöten, die etwas ganz anderes ist als parteipolitische Militanz <strong>und</strong> nach<br />

Effekten haschende Agitation. Ja, diese zerstören <strong>und</strong> gefährden geradezu<br />

den Konsultationsprozeß. Es gibt ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fachen Lösungen mehr. Wenn<br />

sich nicht alle bewegen <strong>und</strong> damit auch zu Differenzierungen <strong>und</strong> schließlich<br />

zu Kompromissen bewegen lassen, gibt es ke<strong>in</strong> weiterführendes Ergebnis.<br />

Deshalb brauchen wir auch die strenge, ernüchternde, um möglichst hohe<br />

Objektivität bemühte wissenschaftliche Reflexion. Vorurteile müssen beim<br />

Namen genannt werden. Denkblockaden s<strong>in</strong>d nicht erlaubt. Provokationen<br />

mögen e<strong>in</strong>e Teilfunktion haben, um die Diskussion zu entfachen, aber sie<br />

s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong> <strong>in</strong> sich schon brauchbarer <strong>und</strong> fruchtbarer Ansatz. Ich fand es <strong>in</strong><br />

den bisherigen Diskussionen, auch beim Wissenschaftlichen Forum <strong>in</strong> Bonn<br />

am 12. September 1995, manchmal bestürzend, wie wenig es z. B. zu e<strong>in</strong>em<br />

wirklichen Gespräch zwischen den Sozialpolitikern <strong>und</strong> den Ökonomen,<br />

zwischen Volkswirtschaft <strong>und</strong> Sozialpolitik kam. Um so notwendiger ist der<br />

Konsultationsprozeß.<br />

Schließlich will ich darauf h<strong>in</strong>weisen, daß diese neue Gestalt der kirchlichen<br />

Sozialverkündigung für die katholische Kirche eng verknüpft ist mit<br />

e<strong>in</strong>er neuen Kirchenerfahrung, wie sie vor allem durch das Zweite Vatikanische<br />

Konzil angestoßen worden ist. Das Bewußtse<strong>in</strong> der geme<strong>in</strong>samen<br />

Verantwortung als Volk Gottes mit dem Gr<strong>und</strong>gedanken der „communio“<br />

steht dabei <strong>in</strong> der Mitte. Ohne diesen H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> läßt sich, wenigstens <strong>in</strong>nerkirchlich,<br />

das Wagnis des Konsultationsprozesses kaum verstehen. Umgekehrt<br />

kann der Konsultationsprozeß auch wiederum Mittel <strong>und</strong> Weg se<strong>in</strong>,<br />

um dieses nicht selten auch enttäuschte <strong>und</strong> angeschlagene Kirchenbewußtse<strong>in</strong><br />

erneut zu ermutigen. Dabei sche<strong>in</strong>t es mir wichtig zu se<strong>in</strong>, daß dies auch<br />

e<strong>in</strong>e Gelegenheit zur vertieften Verantwortung des Glaubens <strong>in</strong> der Welt<br />

darstellt <strong>und</strong> wir damit auch der Gefahr e<strong>in</strong>er zu großen B<strong>in</strong>nenzuwendung<br />

zu <strong>in</strong>nerkirchlichen Problemen entkommen können.<br />

Dies sche<strong>in</strong>t mir überhaupt e<strong>in</strong>e große Gefahr im deutschen Katholizismus<br />

zu se<strong>in</strong>, auf die ich übrigens schon seit Mitte der siebziger Jahre <strong>und</strong> <strong>in</strong> den<br />

achtziger Jahren stets aufmerksam gemacht habe. Je mehr wir uns mit uns<br />

selbst herumtreiben, um so schwieriger wird jede Erneuerung. Es ist ke<strong>in</strong>e<br />

Frage, daß der Konsultationsprozeß bisher sehr viel mehr Echo bei den<br />

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