Aufbruch in eine solidarische und gerechte Zukunft - Deutsche ...
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e<strong>in</strong>mal betonen: es geht me<strong>in</strong>es Erachtens um e<strong>in</strong>e neue Gestaltung von Gesellschaft,<br />
es geht um e<strong>in</strong>e neue Kultur, <strong>in</strong> der der Mensch mehr als bisher<br />
im Mittelpunkt steht <strong>und</strong> die kle<strong>in</strong>en Lebenswelten wie zum Beispiel die<br />
Familie. Bei diesem R<strong>in</strong>gen, was sicherlich auch e<strong>in</strong> Gerangel se<strong>in</strong> wird, haben<br />
Kirchen viel e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen, aufgr<strong>und</strong> der langen biblischen Erfahrungen,<br />
die ihnen eben wichtige Gewißheiten vermittelt haben, die der Gesellschaft<br />
fehlen. So, daß die Welt nicht heillos ist, der Mensch nicht ohne Hoffnung<br />
ist, es Gerechtigkeit gibt <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Kraft – die Christen nennen sie Gott<br />
– die sich durchsetzt, wie <strong>in</strong> der Predigt heute morgen vermittelt, daß wir<br />
aber auch von dort her Optionen haben, daß der Gott Gott aller Menschen<br />
ist.<br />
Ich b<strong>in</strong> sehr dankbar, daß <strong>in</strong> der letzten St<strong>und</strong>e das europaweite, weltweite<br />
Denken so nachdrücklich e<strong>in</strong>geklagt wurde, Gottes Nähe zu den Armen, die<br />
uns aufgegeben ist. Allerd<strong>in</strong>gs, das möchte ich auch h<strong>in</strong>zufügen: Die Wirksamkeit<br />
des gesellschaftlichen Beitrags der Christen hängt letztlich ab von<br />
se<strong>in</strong>er Verwurzelung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Glauben, der sich nicht im gesellschaftlichen<br />
Dienst erschöpft. E<strong>in</strong>e moralisierende oder politisierende Verengung <strong>und</strong><br />
Verkürzung des christlichen Glaubens würde se<strong>in</strong>e moralische <strong>und</strong> politische<br />
Kraft entscheidend schwächen <strong>und</strong> am Ende überflüssig machen. Der<br />
Glaube hat nur dort Auswirkungen, wo er Glaube bleibt, wo er erfahren <strong>und</strong><br />
nicht versteckt wird. E<strong>in</strong> Glaube zum Beispiel, der zu e<strong>in</strong>er vielleicht unzeitgemäß<br />
ersche<strong>in</strong>enden Hoffnung auf das Wesentliche nicht mehr fähig<br />
wäre, würde auch für die zeitlichen Belange der Menschen schließlich ohne<br />
Gewicht bleiben. Der erste <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>legende Beitrag der Kirchen für die<br />
Gesellschaft muß daher heißen: An Gott <strong>und</strong> die von ihm zugesagte Verheißung<br />
auf das ewige Leben glauben zu können. E<strong>in</strong> solcher Glaube tut<br />
auch unserer Zeit not. Und auch das Glaubenkönnen geht dem Weltdienst<br />
voraus, so sehr dieser gleichzeitig notwendigerweise daraus folgt. Die Kirche<br />
kann den Dienst an der Gesellschaft nur glaubwürdig <strong>und</strong> überzeugend<br />
e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen, wenn sie Kirche ist <strong>und</strong> bleibt.<br />
Schwestern <strong>und</strong> Brüder, abschließend darf ich sagen, was mich persönlich<br />
so e<strong>in</strong> bißchen bewegt hat <strong>in</strong> den Jahren 92/93, als unsere Kommission für<br />
gesellschaftliche Aufgaben unserer Bischofskonferenz, der ich vorzustehen<br />
habe, mehrere Male <strong>in</strong> den neuen B<strong>und</strong>esländern getagt hat, <strong>in</strong> Magdeburg,<br />
Erfurt, Dresden, um nachzudenken, welche Aufgaben kommen denn eigentlich<br />
von dieser ganzen Wende <strong>und</strong> den Folgen auf uns zu. Und da stand<br />
am Schluß die Überzeugung nach den Gesprächen, auch mit vielen Betroffenen,<br />
auch mit den Ressortm<strong>in</strong>istern der genannten Länder, was wir benötigen,<br />
ist vor allem e<strong>in</strong> Umdenken, was wir benötigen, ist e<strong>in</strong>e Generaldebat-<br />
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