Aufbruch in eine solidarische und gerechte Zukunft - Deutsche ...
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der Wunsch nach klaren Wertevorgaben durch Staat, Kirche <strong>und</strong> Entscheidungsträger.<br />
Paradoxerweise richtet sich dieser Wunsch wiederum auf Individuen,<br />
die sich stärker auf ihre jeweilige gesellschaftliche Funktion bes<strong>in</strong>nen<br />
sollen: der Staatsmann soll vorbildlich, der Arbeitnehmer fleißig, der<br />
Unternehmer mutig <strong>und</strong> verantwortlich, der Arbeitslose arbeitswillig, der<br />
Arme eigen<strong>in</strong>itiativ se<strong>in</strong> – dann würden die Probleme gelöst.<br />
Genau gegenteilig beschreiben andere den Umbruch als Steuerungskrise,<br />
der durch externe Ursachen bewirkt werde: die deutsche Vere<strong>in</strong>igung etwa<br />
oder der Druck der weltweiten Billiglohnkonkurrenz. Da somit der gr<strong>und</strong>legende<br />
gesellschaftliche Rhythmus als gestört ersche<strong>in</strong>t, müsse dieser neu<br />
bestimmt werden, <strong>in</strong>dem man bestimmte Gesetzlichkeiten neu tariere. Vor<br />
allem der Marktmechanismus solle neu balanciert werden <strong>und</strong> jedes gesellschaftliche<br />
Feld <strong>in</strong> e<strong>in</strong> neues (Konkurrenz-)Gleichgewicht br<strong>in</strong>gen. E<strong>in</strong>e<br />
veränderte Anreizordnung solle also staatlicherseits geschaffen werden, die<br />
e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>dividuellen Handlungsdruck auslöse, der als Folge gesellschaftlich<br />
erwünschte Zustände zeitige. Der <strong>in</strong>dividuelle Egoismus, der bei allen vorausgesetzt<br />
wird, müsse sozial kanalisiert werden. Mit dieser Wahrnehmung<br />
wird etwa argumentiert, daß Arbeitslose stärker unter ökonomischen Druck<br />
gesetzt werden müßten, damit sie mehr Arbeit nachfragten. Oder es sollten<br />
den Superreichen Luxusabgaben verordnet werden, damit diese volkswirtschaftlich<br />
s<strong>in</strong>nvollere Konsum- bzw. Investitionsstrategien e<strong>in</strong>schlügen,<br />
oder ähnliches. Nicht die Individuen müßten sich verändern, sondern die<br />
Strukturen <strong>und</strong> Institutionen.<br />
Die Sensibilität für ökologische Fragestellungen ist wesentlich ger<strong>in</strong>ger<br />
ausgeprägt als die für die sozialen Belange. Vielleicht zeigt sich hier auch<br />
e<strong>in</strong> Reflex auf die diesbezüglich eher dürftigen Passagen des Diskussionstextes.<br />
Alle <strong>in</strong> der öffentlichen Diskussion berührten Themenfelder werden<br />
angeschnitten, schwerpunktmäßig die Beziehungsverflechtung von Ökologie<br />
<strong>und</strong> Ökonomie <strong>und</strong> die Suche nach neuen Leitbildern. Vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />
millionenfacher Arbeitslosigkeit wird die Umweltbranche immer<br />
wieder als Wachstumsfeld, Export<strong>in</strong>dustrie <strong>und</strong> <strong>Zukunft</strong>stechnologie herausgestellt.<br />
„Innovation“ <strong>und</strong> „Strukturwandel“ gelten als Kernpr<strong>in</strong>zipien<br />
e<strong>in</strong>er nachhaltigen Umweltpolitik. Deren Verantwortbarkeit angesichts<br />
weltweiter wirtschaftlicher Verknüpfung ist angemahnt, wenn die Forderung<br />
nach e<strong>in</strong>er „ethischen Führerschaft“ der Industrienationen erhoben<br />
wird.<br />
Als wichtigstes umweltpolitisches Instrument stellt sich die ökologische<br />
Steuerreform dar, die von e<strong>in</strong>er Vielzahl von Voten vorgeschlagen wird. Mit<br />
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