Aufbruch in eine solidarische und gerechte Zukunft - Deutsche ...

sich dann wohl am schnellsten, und die Freude und die Dankbarkeit über
das Geschenk der Einheit gewännen wieder den verdienten Raum. Um
die Befähigung zur Zukunft, so will ich es nennen, muß es bei diesem
Konsultationsprozeß den Kirchen gehen. Damit ist nicht nur die Frage
verbunden, ob wir unseren Lebensstil so ändern können, daß wir nicht
heute verbrauchen, was unsere Kinder und Enkel morgen erst verdienen
müssen. Es ist auch und vor allem die Frage nach der Befriedigung der
unverzichtbaren Grundbedürfnisse unserer Kinder nach Zuwendung,
nach Geborgenheit, nach Sicherheit, ohne die sie nicht seelisch stabil zu
frohen, zu glücklichen Menschen heranwachsen können. Wenn die ideellen
und materiellen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für Familien,
für Ehe nicht stimmen, dann zahlen in der Regel Kinder als die
Schwächsten die Zeche, oder viele junge Paare versagen sich das Glück
und die Chance auf die Elternschaft mit allen in den Konturen ja schon
deutlich erkennbaren Negativkonsequenzen auch jenseits der Jahrtausendwende
für unser persönlich menschliches und unser soziales Miteinander.
Frauen fragen in diesen Zusammenhängen auch zu Recht nach der
gerechten Verteilung von Chancen und Bürden, Partizipations- und Entscheidungsrechten
in allen Lebensbereichen unserer Gesellschaft.
Zukunftsbefähigung heißt auch, die irrationalen und diffusen Ängste, die
überall zu spüren sind, in Gestalt von Innovationsabwehr, Technikfeindlichkeit,
einmal unter dem Gesichtspunkt des Stehlens von Zukunft der
Nachwachsenden zu kennzeichnen, ohne in eine längst als illusorisch
entlarvte naive Technikgläubigkeit vergangener Jahrzehnte zu verfallen.
Nüchterner Mut und ethisches Abwägen steht hier Christen gut an.
5. Unseren Kindern Zukunft zu geben, das verlangt allerdings ebenso, allen
Kindern dieser Welt Zukunft geben zu wollen. Ein Bewußtsein für die
weltweiten Zusammenhänge von ökologischen, von wirtschaftlichen und
sozialen Fragestellungen zu wecken und zu vertiefen, das ist ganz gewiß
unerläßlich. Mir scheint dies noch überhaupt nicht in mehr als Ansätzen
erreicht. Wenn der Konsultationsprozeß der Kirchen es schafft, den politisch
Handelnden, aber auch den Wählenden klar zu machen, daß öffentliche
Nächstenliebe auf unserem kleinen Planeten ohne Ferneren- und
Fernstenliebe auf längere Sicht zum Fiasko führt, ja dann hätte er im Sinn
von Frieden, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung als Wichtigstem
seinen Zweck erreicht und gewiß nicht nur meine Erwartungen, sondern
die Erwartungen vieler erfüllt. Ich danke Ihnen.
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