Verein „Roter Mosel-Weinbergpfirsich“ gegründet - Landesamt für ...
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kultiviert werden, ist der Weinbergpfirsich jung. Äpfel, Kirschen und Wein sind bereits seit<br />
dem Neolithikum bekannt, der Pfirsich erst seit der römischen Besatzungszeit (vgl. WILLER-<br />
DING 1984, S. 54f).<br />
Die eigentliche Gartenkultur ging im Mittelalter von den Klöstern aus (vgl. BUSCH 1984, S.<br />
22). Die Klöster förderten den Anbau von Obstbäumen in den Klostergärten und in ihrem<br />
Besitz. Von den Klöstern gingen die Auflagen an die Pächter heraus, Obstbäume zu pflanzen<br />
und zu pflegen. Durch diese Anordnung wurden verschiedene Obstgehölze gepflanzt,<br />
aus deren Ertrag die Klöster jeweils die eine, die Pächter jeweils die andere Hälfte bekamen<br />
(vgl. HORMISCH 1997, S. 19). Vor allem die Klöster kamen zu Beginn des 19. Jahrhunderts<br />
als Standorte <strong>für</strong> den Obstbau in Frage. Für 1810 werden im Gebiet der Terrassenmosel<br />
ausgedehnte Obstareale innerhalb des Klosters Kühr bei Niederfell ausgewiesen. In den<br />
Wiesenarealen und entlang der Wege waren bereits Obstbäume vorhanden (vgl. JÄTZOLD/<br />
HORNETZ 2000, S. 96). Die Zunahme des Obstbaus bis 1850 ist möglicherweise auf die Klimaverschlechterung<br />
(Kleine Eiszeit) mit dem Höhepunkt um 1840 -1850 zurückzuführen,<br />
wodurch die Winzer veranlasst waren, die schlechten Weinjahrgänge durch die Alternative<br />
Viez oder Branntwein auszugleichen (vgl. JÄTZOLD/ HORNETZ 2000, S. 98; SCHUBERT 1991,<br />
S. 8).<br />
2.3.2 Bedeutung und Verwendung des Streuobstes<br />
In der Ernster Gemeindeordnung von 1545 werden Äpfel, Birnen und Getreide erwähnt, nicht<br />
jedoch der Rote Weinbergpfirsich. Die Frucht spielte keine wirtschaftliche Rolle im Untersuchungsgebiet.<br />
18 Durch Anpflanzung robuster Sorten konnte eine extensive Pflege sowie Bewirtschaftung<br />
erfolgen (vgl. SCHIERENBECK 1997, S. 13). Streuobstwiesen entstanden aus<br />
einer traditionellen bäuerlichen Nutzung heraus. Heute werden Streuobstbestände nur genutzt,<br />
wenn diese <strong>für</strong> den Bewirtschafter rentabel sind. Hierdurch ist die rückläufige grünlandwirtschaftliche<br />
Bewirtschaftung mit hochstämmigen Obstbäumen zu erklären. Streuobstwiesen<br />
sind Teil der gewachsenen Kulturlandschaft, sie bieten bedrohten Tier- und<br />
Pflanzenarten Lebensraum und können nur durch Bewirtschaftung als kulturelles Gut erhalten<br />
bleiben (vgl. SIMON 2002a, S. 4).<br />
Die Aufgabe der Obstwiesen bestand in den vergangenen 500 Jahren darin, die landwirtschaftliche<br />
Großfamilie mit Obst zu versorgen (vgl. KEIPERT 1996, S. 21). Der verstärkte Anbau<br />
von Obstkulturen im <strong>Mosel</strong>tal wurde durch die mangelhafte Ertragslage des Weinbaus<br />
Mitte des 19. Jahrhunderts ausgelöst (vgl. MIßLING 1973, S. 108) und stellte in wirtschaftlich<br />
schlechten Jahren eine zusätzliche Einnahmequelle dar (vgl. MARTINY 1911, S. 287). Ende<br />
des 19. Jahrhunderts nahm die Bedeutung der Obsterzeugung <strong>für</strong> den Markt zu. Streuobst-<br />
18 Mitteilung BARDEN vom 24.05.2006.