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Verein „Roter Mosel-Weinbergpfirsich“ gegründet - Landesamt für ...

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bestände wurden neben dem laufenden Betrieb gepflegt (vgl. KEIPERT 1996, S. 21). Der<br />

Obstbau wurde zu einer wichtigen Einnahmequelle der ländlichen Bevölkerung. Durch die<br />

Realteilung des Erbrechts waren die einzelnen Grundstücke sehr klein. Für den Lebensunterhalt<br />

wurde eine möglichst ertragreiche Bewirtschaftung (doppelte Nutzung) angestrebt<br />

(vgl. HELLING 1996, S. 46). Bis Ende des Zweiten Weltkrieges war eine doppelte Nutzung der<br />

landwirtschaftlichen Flächen durch den Gemüseanbau „unten“ und den Obstbau „oben“ keine<br />

Seltenheit (vgl. SCHUBERT 1991, S. 8). Durch die Überlappung der Arbeitsspitzen in Obstund<br />

Weinbau kam es zu einer Aufspaltung, auf der einen Seite zu erwerbsmäßigen Plantagen<br />

(Dieblich) und auf der anderen Seite zur extensiven Bewirtschaftung der Hochstämme<br />

zur eigenen Versorgung (Burgen) (vgl. HELLING 1996, S. 46). Die Streuobstwiesen büßten<br />

die einstige wirtschaftliche Bedeutung <strong>für</strong> die Eigenversorgung nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

ein (vgl. SCHIERENBECK 1997, S. 13). Seit den 50er Jahren befindet sich die wirtschaftliche<br />

Bedeutung des Streuobstbaus an einem Wendepunkt, von der Ernährungsgrundlage einer<br />

relativ mittellosen Landbevölkerung zu einem wichtigen Beitrag zur Ökologie und Landschaftsästhetik<br />

einer postmodernen Gesellschaft (vgl. SCHUBERT 1991, S. 13).<br />

Die landschaftsgestaltende Bedeutung oder Schaffung von Biotopen hat mit der ehemaligen<br />

Obsterzeugung wenig gemeinsam. Der Streuobstbau repräsentiert eine frühe Form des Nebenerwerbsobstbaus<br />

einer kleinbäuerlich strukturierten Landwirtschaft. Die Kleinbauern<br />

konnten durch ihre Obstgärten erhebliche Nebeneinkünfte erwirtschaften. In der Vergangenheit<br />

wurden die Streuobstbestände sorgfältig gepflegt, die Bäume gedüngt, alte Bäume<br />

durch junge Bäume ersetzt (vgl. SCHMIDT 1991, S. 21). Die Bedeutung der Obstbäume bestand<br />

noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts in der ökonomischen Ergänzungsfunktion, ehe<br />

der Obstanbau im <strong>Mosel</strong>tal immer bedeutungsloser wurde, da dieser aus wirtschaftlichen<br />

Gründen den Auslandsimporten unterlegen und eine rentable Bewirtschaftung der Obstkulturen<br />

nicht mehr möglich war (vgl. MIßLING 1973, S. 108). Neben der Gewinnung von Heu<br />

dienten die Streuobstwiesen als Weidefläche <strong>für</strong> das Vieh. Hochstammplantagen wurden ab<br />

den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts im Vergleich zu Spalierobst unrentabel.<br />

Durch den Strukturwandel steht die traditionelle Form der Obstkultur, die in der Vergangenheit<br />

<strong>für</strong> die Vitaminversorgung der Bevölkerung von entscheidender Bedeutung war, starken<br />

Auflösungserscheinungen gegenüber (vgl. JÄTZOLD/ HORNETZ 2000, S. 95).<br />

Der Absatz des erzeugten Obstes erfolgte in einem räumlich begrenzten Gebiet. Der Anbau<br />

des Streuobstes war seit dem Mittelalter aus ernährungswirtschaftlicher Sicht wichtig. Der<br />

Verzehr von Frischobst war weniger populär. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Obst<br />

überwiegend getrocknet, eingekocht, über das Brennereiwesen verwertet (vgl. SCHUBERT<br />

1991, S. 7), oder als Kuchen, Marmelade und Dörrobst verwendet (vgl. SIMON 2002a, S. 4).<br />

Bedeutend <strong>für</strong> die Terrassenmosel sind Wallnussbäume, die in Gärten gepflanzt und deren<br />

Nüsse veredelt wurden (vgl. HORMISCH 1997, S. 18; MIßLING 1973, S. 108). Das Obst des

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