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SPERRFISCHEREI

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— 94 —<br />

Das zuerst von uns behandelte wehr fiir offenes wasser im fruhling (punkt 106)<br />

ist aus lattenschirmen hergestellt, die als baumaterial der fischzaune uralt sind. Bei kleiner<br />

stromung sind sie ihrer dichtheit halber in keiner weise nachteilig: sie steigern nur<br />

die bewegung des wassers bei dem fanggerat. An ihrer stelle konnten ebenso gut dicht<br />

nebeneinander eingeschlagene stangen stehen. Diese zu placieren ist jedoch fiir den<br />

fischer, der immer mit lattenschirmen zu tun hat, wie es am Vas-jugan der fall ist, woher<br />

das in rede stehende wehr stammt, viel miihsamer als lattenschirme anzubringen. In breiteren<br />

fliissen, in denen der druck des stroms verhaltnismassig grosser ist, werden als sperrwerk<br />

schon lieber stangen oder dunne baumstamme verwendet (punkt 107, 108). Damit<br />

der fisch direkt auf das vazan stosst, erhalt das wehr haufig eine stromabwarts gerichtete<br />

ecke. Durch diese kann auch das eis leichter passieren (punkt 108, 109). Das wehr vom<br />

Salym, punkt 109, weicht darin von den tibrigen friihlingswehren fiir offenes wasser ab,<br />

dass es schon im herbst in ein flussbett mit wenig wasser gebaut und aus biegsamen sperrbaumen<br />

ohne pfahlwerk hergestellt wird. Es ist also nahe mit bestimmten trompetenreusenwehren<br />

verwandt und sicher friiher auch ein solches gewesen (siehe punkt 100). Auf seine<br />

ausbildung zu einem vazan-wehr hat vielleicht der umstand eingewirkt, dass man mit dem<br />

vazan in tieferem wasser hat fischen konnen, wo man eine reichere beute erhoffen durfte.<br />

Was die eis wehre fiir den fruhling anbelangt, so entspricht von ihnen das in<br />

punkt 110, 111 der wehrkonstruktion in punkt 106 (die in punkt 111 behandelte hat eine<br />

stromabwarts gerichtete ecke und bedeutet daher gegen die in punkt 110 besprochene<br />

einen fortschritt), das in punkt 112 der konstruktion in punkt 109 und das in punkt 113<br />

der in punkt 108. Die vazaii-wehre von der Sygva und der Sosva, an deueu die absperrende<br />

wand ganzlich fehlt, haben in den ubrigen teilen des ostjakisch-wogulischen gebietes<br />

keine gegenstiicke.<br />

Die in punkt 108, 109, 112, 113 dargestellten friihliugswehre sind von lichter bauart.<br />

Ihre fangigkeit beruht also auf der bewegung der sperrbaume und dem brausen<br />

des wassers. In noch erheblicherem grade ist dies bei den grossen sommerwehren der<br />

fall, die fast durchaus dieselbe konstruktion zeigen wie die grossen reusenwehre fiir den<br />

sommer. Daraus, dass in eiuigen von ihnen nur bei heftigster stromung vazan (siehe<br />

punkt 90 und s. 91), spater aber, d. h. nachdem das wasser etwas gesunken und der strom<br />

sich einiger massen gelegt hat, reusen verwandt werden, konnte man schliessen, dass sie<br />

sich aus den reusenwehren entwickelt haben. Das tiefe und reissende wasser, das die benutzung<br />

von reusen erschwerte oder unmoglich machte, erwies sich fiir den fang mit dem<br />

vazan als vorteilhaft. Nachdem dieses in gebrauch gekommen war, konnte man mit dem<br />

fang friiher, d. h. schon bei hoherem wasserstand, beginnen und daher reichere beute zusammenbringen.<br />

Als iibergangsform zwischen den reusen- und den hier in frage kommenden<br />

vazan-wehren kann man gut das in punkt 89 behandelte wehr betrachten, in dem neben<br />

den reusen bei heftiger stromung als fanggerat noch eine trompetenreuse benutzt wurde,<br />

Die entwicklung zum vazan-wehr ging, wie sich versteht, so vor sich, dass an die stelle<br />

der trompetenreuse ein vazan, ein fanggerat fiir tiefes wasser kam.<br />

Die winterwehre vom Irtysch unterscheiden sich von den bisher dargestellten<br />

dadurch, dass mit ihnen aufsteigende fische gefangen werden. Infolge dessen haben sie<br />

eine ganz besondere form. Zu bemerken ist, dass die fischerei mit ihnen wenigstens heute<br />

ganzlich in den handen der russen liegt. Dies konnte darauf hindeuten, dass sie mogliclierweise<br />

eine russische erfindung sind. Dafiir sprechen auch ein paar ausdriicke: bielonoga<br />

und tupik, die aus dem russischen stammen. Der letztere besitzt deswegen eine bemerkens-

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