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SPERRFISCHEREI

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— 373 —<br />

W ir haben also nicht den beweis dafiir erbringen konnen, dass der fischzaun bereits<br />

in der urheimat der finnisch-ugrischen volker existiert hat. Ja , es sprechen die oben aufgefiihrten<br />

lehnworter sogar gegen diesen fernen ursprung.<br />

Es folgt nun die frage, ob der fischzaun in der gemeinschaftlichen heimat der<br />

ugrischen volker, d. h. der ostjaken, der wogulen und derjenigen elemente des ungarischen<br />

volkes, die mit den ugriern stammverwandt sind, im gebrauch war.<br />

Eine bejahende antwort auf diese frage ware gleichfalls durch dieselben drei argumenten<br />

zu erharten, die wir oben gelegentlich der frage nach dem finnisch-ugrischen<br />

ursprung der fischzaune aufgestellt haben.<br />

W as das erste argument, das vorkommen der fischzaune bei alien diesen ugrischen<br />

volker betrift't, so wissen wir, dass jene fanggerate bei den nordlichen ostjaken und den<br />

wogulen, d. h. dem ganzen grossen teile der ugrier Sibiriens, der in dem kreise Berezov<br />

wohnt, fehlen.<br />

W ie ist dies zu erklaren? Sind sie etwa in vergessenheit geraten? Wie hatten<br />

denn aber die berezovschen ostjaken und wogulen ein fanggerat vergessen konnen, das ihre<br />

verwandten und nachbaren im siiden das ganze jah r hindurch gebrauchen? Man kann auch<br />

nicht gut die bewasserungsverhaltnisse fiir sein nichtvorhandensein verantwortlich machen,<br />

denn am unterlauf des Ob sind sie ja in der hauptsache dieselben wie in dem kreise Surgut,<br />

wo der fischzaun ganz allgemein vorkommt. Auch die nordliche lage des kreises<br />

Berezov, d. h. die klimatischen verhaltnisse, auf die sich der verdacht lenken konnte, diirften<br />

schwerlich eine rolle spielen, denn aus dem obigen entsinnen wir uns, dass der fischzaun<br />

am Pur, Tas und in der gegend von Turuchansk zu finden ist, also ebenso hoch im<br />

norden wie die nordlichsten wohnsitze der ostjaken. Der natiirlichste grund ist unseres<br />

erachtens zu suchen in dem konservativismus des im naturzustande lebenden fischers, in<br />

der zahigkeit, mit der er an altgewohnten sitten festhalt auch in einem fall, wo er weiss,<br />

dass andere und moglicherweise sogar bessere methoden anderswo vorhanden sind. Ein<br />

frappantes beispiel hierfur sei aus unserem eigenen land erwahnt. Nordostlich von Kajana<br />

liegt eine gegend, wo bis in die letzten zeiten trotz des reichtums an seeen nie zugnetzfischerei<br />

unter dem eise getrieben worden ist, ein umstand, auf den die fortschrittlichen<br />

leute der gegend vor ein paar jahren wahrend eines schweren missjahres mit bedauern<br />

ihre aufmerksamkeit richteten.<br />

Formen, die den ugriern Sibiriens und den magyaren gemein waren, giebt es streng<br />

genommen nicht. Die ostjakische form fig. 162 entspricht allerdings vollkonnnen der ungarischen<br />

form fig. 183, sie ist aber unseres wissens nicht bei den wogulen zu finden. Dagegen<br />

haben sie, soviel uns bekannt, die karakalpaken im delta des Amudarja (fig. 520),<br />

wenngleich in einer form ohne knie (vgl. auch die ostj. form fig. 161). Die magyarische form<br />

fig. 184 ist beiden ugrischen volkern Sibiriens unbekannt; hingegen ist die form, woraus<br />

sich die ungarische form offenbar entwickelt hat, d. h. der fischzaun, bei dem zwischen den<br />

in einer linie liegenden leitwanden mehrere nach derselben seite gerichtete kammern angebracht<br />

sind, wenigstens den ostjaken (fig. 106, 107) bekannt. Wahrscheinlich kommt<br />

sie auch bei den wogulen vor, denn als flusse verzaunende fischzaunform hat sie sich,<br />

wie wir aus dem oben geschilderten charakter der sibirischen wehre schliessen konnen,<br />

sicher iiber ganz Westsibirien bis zum Jenisei verbreitet. W ir wissen aber, dass sie fruher<br />

in der form grossartiger wehrvorrichtungen auch im delta der Wolga im gebrauch gewesen<br />

ist (fig. 524); und noch jetzt wird sie an der miindung der Donau angewandt (fig. 535; vgl.<br />

auch fig. 531). Was schliesslich den ungarischen fischzaun fig. 180 anbetrifft, so konnte

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