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SPERRFISCHEREI

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— 455 —<br />

schwemmungsseewehre zu den alleraltesten zu rechnen sind. Der mnstand, dass sie bei<br />

den ostjaken und wogulen fast ganzlich unbekannt sind, braucht unserer annahme nicht im<br />

wege zu stehen. Einerseits ist namlich das verschwinden primitiver formen immer verstandlich;<br />

anderseits scheint es uns, als hatten sich einige der hiirdenarten, die bei den<br />

genannten volkern heute ausgiebig in gebrauch sind, auf der basis der wandtechnik der in<br />

rede stehenden wehre entwickelt. Ein grosser unterschied besteht namlich zwischen einem<br />

wehr wie in fig. 200 und solchen weidenzweig- und birkenzweighiirden, wie sie s. 4 beschrieben<br />

wurden, nicht: bei beiden sind die wande aus unausgeastetem baummaterial verfertigt,<br />

und beide werden auf beiden seiten von paarigen hauptpfahlen resp. staken gestutzt;<br />

der einzige bemerkenswerte unterschied liegt nur darin, dass die eine wehrwand an dem<br />

fangplatz selbst und sozusagen in fester verbindung mit demselben errichtet ist, wahrend<br />

die andere beweglich, an verschiedenen orten und bei verschiedenen gelegenheiten verwendbar<br />

angebracht wird.<br />

Es scheint uns also, als konnte das in frage stehende wehr sehr wohl schon in<br />

der gemeiusamen urheimat der finnisch-ugrischen volker in gebrauch gewesen sein. In der<br />

gemeinfinnischen zeit wurde es sicher schon als kehl- und trompetenreusenverzaunung benutzt.<br />

Spater, als die finnen (lappen) in ihre an reissenden fliissen und stromschnellen reichen<br />

wohnsitze in Nordwestrussland und Finland gelangt waren, begannen sie an ihm da<br />

auch stromab eingesenkte stellgarne zu gebrauchen, aus denen sich dann die sog. potkunetze<br />

entwickelten. Zu diesem zweck eignete sich das in rede stehende wehr gut, da es<br />

infolge seiner dichtigkeit eine stromstille zu erzeugen vermochte.<br />

Wehre, deren wandmaterial reisigbiindel darstellen, sind unter den finnisch-ugrischen<br />

volkern nur bei den esten anzutreffen (punkt 404, 405). In Deutschland und — wie<br />

es scheint — auch in Frankreich sind sie dagegen oder waren sie wenigstens friiher sehr<br />

gewohnlich. Im erstgenannten lande hiessen sie vennen. Die venne „bestand aus einem<br />

mittelst Faschinen verbundenen Pfahlwerke, ahnlich dem Hagen auf den Land wehren “<br />

(L andau, s. 23). Die faschinen waren „3 bis vierthalb Ellen lange und Manns dicke Reisbiindel“,<br />

die „an beyden Enden stark mit Weiden zusammengebunden'1 waren (Onomatologia,<br />

s. 833; vgl. fig. 453). „Schon sehr frtihe, schon in Urkunden der frankischen Konige<br />

Childebert und Siegbert, findet man die Vennen als Yorrichtungen zum Fischfang genannt<br />

* und zwar stets nur in grossen Stromen.“ Zum letzten mal werden sie in den beiden Hessen<br />

im anfang des 16. jahrhunderts erwahnt (L andau, s. 22, 24).<br />

Aus dem gesagten konnen wir den schluss ziehen, dass die wehre mit wanden aus<br />

reisigbundeln von Deutschland nach Estland gekommen und hier — wie es scheint —<br />

wenigstens bereits einige jahrhunderte in gebrauch sind. Fiir dieselbe entlehnungsrichtung<br />

zeugen auch die estnischen namen der bundel, da das wort p asin a, wovon la sin a eine volksetymologische<br />

bildung sein diirfte, kaum ganz von dem in der hauptsache gleichbedeutenden<br />

deutschen fa sch in e getrennt werden kann.1 Die in fig. 455 abgebildeten wehre sind<br />

entschieden jungen ursprunges. Das fischzaunartige gebilde an ihrem ende ist vielleicht zu<br />

derselben zeit angebracht worden, als in gemassheit der fischereiverordnung mit wehren<br />

1 Miindliche angabe von mag. E. A. Tunkei.o. Nach seiner ansicht erschwert jedoch das auftreten<br />

des p als entsprechung von f die zusammenstellung, denn faschine ist in der deutschen literatur<br />

erst seit dem ende des 17. jh. bekannt (Kluge, Etym. Wb.6), und im allgemeinen ist das anlautende f<br />

in lehnwortern aus neuerer zeit im finnischen und estnischen durch v vertreten.

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