06.11.2013 Aufrufe

SPERRFISCHEREI

SPERRFISCHEREI

SPERRFISCHEREI

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

— 400 —<br />

Es giebt keine typologischen merkmale des vazan oder einschlagige sprachliche<br />

daten, welche uns dariiber aufschluss gaben, woher, d. h. von welcbem fremden volke die<br />

ostjaken und wogulen die anwendung des vazan erlernt haben. Dass es verhaltnismassig<br />

spat zu den russen gelangt ist, d. h. erst, als sich deren macht iiber Ostrussland ausdehnte,<br />

wird einerseits dadurch bewiesen, dass das fanggerat in ihren alteren wohnsitzen fehlt,<br />

anderseits dadurch, dass sie dieses fanggerat z. b. auf ostjakisch-wogulischem boden mit<br />

dem lokalen lehnwort ,,vazan“ (ostj. v u a s a m -p u o n etc.) benennen. Dagegen ist es im hinblick<br />

auf die im vorstehenden behandelte verbreitung der mit fiihlleinen ausgestatteten<br />

stellfanggerate sehr wahrscheinlich, dass das vazan schon seit sehr alten zeiten zu den<br />

fischereiwerkzeugen derjenigen turkvolker gehort hat, die auf beiden seiten des Urals bis<br />

nach Kaukasien gewohnt haben und noch wohnen. Gerade von ihnen haben sicher die<br />

russen in den ostlichen teilen Russlands die anwendung des vazan ubernommen.<br />

Ob das vazan bereits in der gemeinsamen urheimat der finnisch-ugrischen volker<br />

existiert hat, dafiir giebt es keine sicheren beweise. Wie wir oben bereits dargestellt haben,<br />

nimmt das estnische vazan wenigstens bisher eine so isolierte stellung ein und weicht<br />

in einigen seiner teile zu dem grade von den in der gegend des Urals gebrauchlichen<br />

vazans ab, dass wir es nicht ohne weiteres in genetischen zusammenhang mit den letzteren<br />

bringen diirfen. Dass gleichwohl moglicherweise schon in der finnisch-ugrischen zeit ein<br />

sackartiges und dazu mit fiihlleinen versehenes fanggerat vorhanden gewesen ist, darauf<br />

scheint ausser den ostjakisch-wogulischen vazans und dem estnischen tabes das finnische<br />

s u u r ia -g a r n , welches auch in Nord- und Siidostrussland (in der erstgeuannten gegend u. a. bei<br />

den lappen am Ponoi und bei den wogulen von Tserdynsk; siehe u. a. Coc. рыб. V II, s. 26)<br />

gebrauchlich ist und das ungarische anstandnetz (fig. 175), an dem ebenfalls fiihlleinen zu<br />

beobachten sind, hinzudeuten. Bei den wogulen von Tserdynsk ist das suuria-garn unter<br />

dem namen s y r p (сырпъ; G l u s k o v , s . 52) bekannt, welcher etymologisch gerade mit finn.<br />

s u u r ia iibereinstimmt (siehe uaher Sm ELius, Kappal.).<br />

D i e g a r n s c h la u c h e .<br />

Diese fanggerate gebrauchen von den finnisch-ugrischen volkern nur die finnen,<br />

und aus dem obigen wissen wir, dass sie auch bei diesen jedenfalls nicht iiberall lange<br />

bekannt gewesen sind. Gustaf Wasas versprechen an Fincke von Schweden nach der gegend<br />

von Nyslott „einen aalfischer--------, der sowohl mit dem aalfang als mit garnschlauchen<br />

bescheid wisse“ scbicken zu wollen (s. 309) und der gerichtsbrief vom jahre 1585, in<br />

dem iiber das erscheinen neuer und gesetzwidriger garnschlauchwehre am Kumoflusse klage<br />

gefiihrt wird (s. 317), sind in der erwahnteu hinsicht allerdings von grossem interesse.<br />

Die typologische vergleichung ist geeiguet die andeutungen der geschichte zu stiitzen.<br />

Die Finland am nachsten gelegenen lander, in denen garnschlauche auch heutigen<br />

tages in grosserer ausdehnuug gebraucht werden, sind Schweden, Norwegen, Deutschland<br />

uud Frankreich. In dem ersten dieser lander sind sie bekannt unter dem namen la n a , in<br />

dem zweiten heissen sie m o e r e r (pi.), in dem dritten g a r n s c h la u c h , a n s c h la g e r (an den<br />

nebenfliissen des Niederrheins), s c h w a d r i c h (Merseburg), s c h w e d d e r (regierungsbez. Potsdam)<br />

und a a lh a m e n , und in dem letzterwahnten lande g u id e a u , d id e a u , a t e lie r (depart,<br />

du Gers), b r a s (depart, de la Sarthe), c h a u s s e (depart, de la Charente), h u b l o t uiid m a n c h e<br />

(\eudee, Gironde, Charente). Garnschlauche trifft man sogar auch hier und da an der<br />

ostkiiste der Ostsee an. In Litauen werden sie k u llis ( B e n e c k e , s . 382), am ausfiuss der

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!